Montag, 25. Juli 2022

DDR-Futterbewertungssystem

 
Das ganze System der Futteranalyse und -bewertung ist über viele Jahrzehnte gewachsen, die Anfänge gehen zurück auf die nasschemischen Analysen Mitte des 19. Jahrhunderts.
 
Aus dieser langen Geschichte habe ich einen interessanten Zwischenschritt: Ein Buch über das DDR-Futterbewertungssystem von 1972 aus Dummerstorf. Solche alten Bücher sind immer interessant, was es damals schon alles gab bzw. noch nicht. Und auch ganz andere Prioritäten und Herangehensweisen. Noch mehr als in heutigen Lehrbüchern wurde da viel auf Tabellen gesetzt und nicht einfach die dahinter stehende Formel hingeschrieben, dass man es für die gewünschte Leistung etc. selbst ausrechnen kann.

Das Buch besteht hauptsächlich aus Tabellen über alle möglichen Futtermittel. Vergleichbar mit den grünen Heften der DLG, wo ich gar nicht weiß ob es davon überhaupt noch eine aktuelle Auflage gibt.

Die Schwerpunkte liegen auf der Futterplanung für den Bedarf, Anbau und Lagerung sowie der Bilanzierung. Das war immer schwer, denn der Plan war recht ambitioniet wieviele Tiere zu halten und versorgen waren.

Mit den ganzen Gehalten der Inhaltsstoffe der einzelnen Futtermittel kann man soweit was anfangen, bloß nicht mit der Energie. Ich wusste, dass in Westdeutschland früher die Energie in Stärkeeinheiten gerechnet wurde. In der DDR wurde Ende der 1960er auf die Energetischen Futtereinheiten (EF) umgestellt. 
Die EF war abgeleitet aus der Energie die für den Lebensmassezuwachs nötigt ist,.
An das EF wurde ein r für Rind angehängt (bzw. s für Schwein und h für Huhn).
Davor k für kilo und in der Futterplanung und -bilanzierung in großen Mengen M (Mega) und G (Giga).
Beim Protein wurde mit verdaulichem Rohprotein gearbeitet.

Rohfaser kommt in den Tabellen zwar bei den Inhaltsstoffen vor aber nicht in der Bedarfsberechnung. Schweine und Hühner brauchen sie ja nicht und bei den Rindern musste man bei der grundfutterbetonten Fütterung scheinbar nicht drauf achten.

Mein Umrechenversuch: Aus der Tabelle Energiebedarf unf -konzentrazion zur Milchproduktion. 550 kg Lebensmasse ist für heutige Verhältnisse natürlich sehr wenig, obwohl das damals noch die stämmigeren schwarzbunten Niederungsrinder waren, mit der Zucht des SMR war gerade erst begonnen worden.
Die Tabelle geht von 5 bis 35 kg Leistung. Bei 35 kg steht 12,9 kEFr Bedarf, bei 21 kg Trockenmasseaufnahme (eher knapp) braucht es eine Konzentration von 620 EFr/kg TS (siehe dazu auch meine Unterscheidung TS/TM im Post vom 21.05.2021).
Im heutigen System wären das 148,2 MJ NEL Bedarf und 7,06 MJ NEL/kg TM Konzentration.
So entspricht 1 kEFr 11,49 MJ NEL bzw. 1 EFr 11,49 KJ NEL.

Benjamin

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