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Freitag, 27. November 2020

Selektives Trockenstellen

Selektives Trockenstellen ist ein Verfahren bei dem kuhindividuell abhängig von der Eutergesundheit in der vorangegangenen Laktation entschieden wird ob die Kuh mit einem antibiotische Trockensteller trockengestellt wird oder nicht. Dadurch ist es möglich erhebliche Mengen Antibiotika und Kosten einzusparen.

Letzte Woche war mein Bruder zu Gast im Kuhverstandpodcast zu einem Interview über das selektive Trockenstellen (-> hier zu hören). Sehr interessant anzuhören und alles wichtige zu dem Thema zusammengefasst; meiner Meinung nach die beste Folge die Christian in den letzten dreieinhalb Jahren gemacht hat und da werden sich die kommenden an einem sehr hohen Niveau messen müssen.

Die erwähnte Anekdote von der Veranstaltung auf der ein einziger Landwirt nur selektiv trockenstellte war ich gewesen, das habe ich auch in meinem Post zum Trockenstellen erwähnt (siehe Post vom 27.02.2019). Die dort beschriebene Herangehensweise zum selektiven Trockenstellen habe ich seitdem auch nicht mehr verändert: Die Kühe die in der Laktation keine Euterentzündung hatten und in den letzten drei Milchleistungsprüfungen jeweils unter 100.000 Zellzahl bekommen kein antibiotischen Trockensteller. Die anderen abhängig vom nachgewiesenen Erreger dann mit Antibiotika. 

Benjamin

Sonntag, 8. November 2020

Eutergesundheitsbericht - Teil 2

Nun zur zweiten und dritten Seite des Eutergesundheitsberichts.

Hier noch mal der Link zur Podcastfolge im Kuhverstand

Die ganze zweite Seite des Eutergesundheitsberichts nehmen die Kennzahlen zur Trockenstehphase ein. 
Während des Trockenstehen besteht die Möglichkeit das subklinische Euterentzündungen, also erhöhte Zellzahlen, ausheilen auch mit der Unterstützung durch einen antibiotischen Trockensteller (siehe auch Post vom 27.02.2019). Aber es besteht auch die Möglichkeit, dass sich die Kuh während des Trockenstehens mit einem Eutererreger infiziert. Dies kommt am häufigsten in den Tagen vor der Kalbung vor, wenn sich der Kreatinpropf der während des Trockenstehens den Strichkanal verschließt auflöst und Keime eindringen können und es gleichzeitig die "Spülwirkung" des Melkens noch nicht gibt. Außerdem Infektionen im Zeitraum zwischen der Kalbung und der ersten Milchkontrolle, das sind als zwischen 5 und 33 Tage (in Sonderfällen mehr). Dass die Infektion schon beim Trockenstellen selber durch Schmutzeintrag mit dem Trockensteller oder Zitzenversiegler herrührt ist von geringerer Bedeutung.
Letzte Milchkontrolle vor dem Trockenstellen > 100.000 Zellen, erste Milchkontrolle nach der Kalbung < 100.000 Zellen -> Ausheilung.
Letzte Milchkontrolle vor dem Trockenstellen < 100.000 Zellen, erste Milchkontrolle nach der Kalbung > 100.000 Zellen -> Neuinfektion.
 


 

 

 

 

 

 

 

Die Zahlen noch mal im Einzelnen, mit dem 12-Monats-Durchschnitt und dem Vergleich zum oberen Viertel: 


 

 

 

 

 

 

  

 
Die Effizienz der Trockenperiode in den letzten zwölf Monaten. Da haben wird im Podcast nicht drüber gesprochen. 
Dafür werden die Kühe in vier Gruppen aufgeteilt:
Nicht geheilt in der TP: Letzte Milchkontrolle vor dem Trockenstellen > 100.000 Zellen, erste Milchkontrolle nach der Kalbung > 100.000 Zellen.
Neuinfiziert in der TP: Letzte Milchkontrolle vor dem Trockenstellen < 100.000 Zellen, erste Milchkontrolle nach der Kalbung > 100.000 Zellen.
Geheilt in TP: Letzte Milchkontrolle vor dem Trockenstellen > 100.000 Zellen, erste Milchkontrolle nach der Kalbung < 100.000 Zellen.
Eutergesund geblieben: Letzte Milchkontrolle vor dem Trockenstellen < 100.000 Zellen, erste Milchkontrolle nach der Kalbung < 100.000 Zellen.
In Brandenburg haben wir da Prozent-Angaben und alle Balken zusammen ergeben dann 100 %:
 







 
Die Mastitisrate 1. Laktation bezieht sich nur auf die erste Milchkontrolle nach der 1. Kalbung, mit welcher Zellzahl die Kuh in ihre Laufbahn startet.
Hier ist auch sind die Hauptinfektionsmöglichkeiten vor und nach der Kalbung. Mein erwähntes Beispiel aus Boberow mit der Trennung der Abkalbebuchten von Kühen und Färsen. Der Hauptgrund war das wegen der Eutergesundheit gewesen, der Anlass aber glaube doch einfach zu viele Tiere und die mussten dann irgendwie aufgeteilt werden:










 
Die chronisch Euterkranken sind Kühe, die zwar meistens keine akuten Euterentzündungen haben aber dann eigentlich doch schon häufiger als die Durchschnittskuh der Herde und auch nicht die beste Eutergesundheit. Zumindest werden sie so definiert, dass sie in drei Milchkontrollen hintereinander über 700.000 Zellen hatten. Da könnte man meinen, dass das doch schnell der Fall ist, aber die 1 bis 2 % Anteil beim oberen Viertel finde ich da schon als normal.
Darunter werden die betroffenen Kühe aufgelistet und die kennt man dann eigentlich schon, weil die in der Regel nicht einfach nur hohe Zellzahlen haben sondern meist mehrfach oder langwierig euterkrank waren:
 











 

Benjamin

Mittwoch, 4. November 2020

Eutergesundheitsbericht - Teil 1

Bisher habe ich hier im Kuhblog wenig über Eutergesundheit geschrieben, weil man im Alltag dann doch am meisten in Form von Euterkrankheiten damit zu tun hat. Und mit Krankheiten schlägt man sich gefühlt den halben Tag rum, auch wenn da die Wahrnehmung zum Glück doch recht verzerrt ist.

Wichtige Kennzahl für die Eutergesundheit ist die Zellzahl. Sie wird in 1.000 pro ml Milch angegeben. Da die Zellen nur wenige Mikrometer groß und mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, lässt sich eine Veränderung an der Milch auch erst bei Zellzahlen im Millionenbereich feststellen. Die Zellen sind einmal Drüsenzellen aus dem Euter, die dieses beim kontinuierlichen Erneuerungsprozess abstößt und der Großteile weiße Blukörperchen des Immunsystems. Daher kann man von der Zellzahl auf die Eutergesundheit schließen, was
gerade an Abwehrreaktionen stattfindet.
Und da man die Zellzahl in großem Stil bei der Milchleistungprüfung mit hunderte Proben pro Stunde im Labor routinemäßig bestimmen kann hat sie diese Bedeutung.

Es gibt viele Einflüsse auf die Zellzahl und unabhänigig ob eine klinische Euterentzündung vorliegt ist die Grenze von 100.000 Zellen/ml definiert: Darunter ist die Kuh eutergesund, darüber euterkrank.

Die durchschnittliche Zellzahl bezieht sich auf die ganze Herde, diese wird von den Millionären, also Kühen mit hohen Zellzahlen, meist über 1.000.000 nach oben verzerrt.
Daher hatte Christian die Idee mit der Median-Kuh (-> Link). Der Zellzahl-Median einer Herde lässt dann aber den Anteil der Millionäre unbeachtet, da er deren Einfluss verringert.
Bei meinem Beispiel umfasst eine Herde 50 Kühe, wovon 48 eine Zellzahl von 100.000 haben und zwei von 1.000.000. Die durchschnittliche Zellzahl beträgt 136.000 und die Median-Zellzahl 100.000. Beide Zahlen haben eine recht geringe Aussagekraft, wohingegen der Eutergesundheitsbericht der Milchkontrolle viel mehr bietet. Daher war ich im Kuhverstand-Podcast zu Gast und wir haben darüber diskutiert (-> Link).

Der Eutergesundheitsbericht wurde glaube 2015 deutschlandweit vom DLQ (Deutscher Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen) unter der Marke Die Milchkontrolle eingeführt. --> Hier eine Erklärung
Wie im Podcast erwähnt sind die Eutergesundheitsberichte in Deutschland auch nicht einheitlich.
-> die schleswig-holsteinische Variante
-> die thüringer Variante, die identisch mit der brandenburger Variante und der der meisten anderen LKVs ist; und auf die sich auch die nachfolgende Abschnitte beziehen, weil ich die halt kenne.
Die Grafiken sind aus einem Beispielbericht des LKV Weser-Ems; in Niedersachsen gibt es mehrere LKVs.

Zunächst die erste Seite:
 
Erster Teil ist ein Balkendiagramm über die letzten 13 Monate, mit der Unterteilung in Kühe der 1. Laktation und Kühe ab der 2. Laktation. Da die Kühe in der 1. Laktation fast immer niedrigere Zellzahlen haben und zudem ihr Anteil in den Herden auch unterschiedlich ist. An diesem Diagramm kann man Trends über die Monate erkennen.
 

 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Zweiter Teil ist der Anteil der Zellzahlklassen. Die Kühe werden in vier Zellzahlklassen unterteilt: Bis 100.000, 100.000 bis 200.000, 200.000 bis 400.000 und über 400.000 Zellzahl. Hier gibt es den Vergleich zu den Vormonaten und zum oberen Viertel der Betriebe. Mehr als die Hälfte bis hin zu über Dreiviertel der Kühe sollten in der ersten Zellzahlklasse sein  und nur jeweils paar Prozent in den beiden letzten.
Mit die wichtigste Zahl im Eutergesundheitsbericht ist der fett gedruckte Antei der eutergesunden Kühe unter 100.000 Zellen:
 

 
 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Dritter Teil ist die Neuinfektionsrate während der Laktation, unabhängig von tatsächlichen Eutererkrankungen. Dabei werden die Kühe betrachtet die in der letzten Milchleistungsprüfung unter 100.000 Zellen lagen und in der aktuellen über 100.000 und damit von eutergesund zu euterkrank geworden sind. Wieder Balkendiagramm über die letzten Monate und daneben zum Vergleich Balken für das obere Viertel der Betriebe.
Des Weiteren eine Aufschlüsselung der Neuinfektionen auf die Laktationsabschnitte 0 - 100, 100 - 200, 200 - 300 und ab 300 Laktationstage (= nach der Kalbung).
 

 
 



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Fortsetzung folgt!
 
Benjamin

Samstag, 31. Oktober 2020

Kuhblog zum Hören

Letzte Woche hatte Christian vom Kuhverstand (-> Link) in seinem Podcast eine Folge über die „Mediankuh“ (-> gibt es hier zu hören). Da der Mittelwert bei der Herdenzellzahl wegen der Millionäre die das verzerren nicht so aussagekräftig ist hatte er die Idee stattdessen den Median zu verwenden. Ich schrieb ihm darauf eine Feedback-E-Mail und meinte recht provokant, dass das alles nicht viel taugt und der Eutergesundheitsbericht der Milchkontrolle viele brauchbare Kennzahlen hergibt.

Darüber haben wir diskutiert und nun eine „Crossoverfolge“ zwischen Kuhverstand-Podcast und Kuhblog zum Thema Eutergesundheitsbericht gemacht. Einmal zum Hören und einmal zum Lesen.

Hier im Kuhblog wird der erste Teil am späten Mittwochabend veröffentlicht; es gibt dann noch einen zweiten Post, weil das für einen zu umfangreich ist.

Benjamin