Die wichtigste Prophylaxe gegen Labmagenverlagerungen ist die ausreichende Versorgung mit strukturwirksamer Rohfaser für eine gute Pansentätigkeit. Dabei kommt es nicht auf den relativen Rohfasergehalt in der Ration an sondern auf die tatsächlich aufgenommene Menge. Das vielgenannte Schlagwort der "wiederkäuergerechten Fütterung".
Besonders bei frisch abgekalbten Kühen ist es immer eine Gratwanderung zwischen zu wenig Faser (-> Gefahr Labmagenverlagerung) und zu wenig Energie (-> Gefahr Ketose). Die Lösung dafür ist eine hohe Futteraufnahme, die beides einfacher macht. Das bedeutet bestes Grundfutter (nicht warm, keine Fehlgärungen usw.), häufiges Futteranschieben, genügend Fressplätze, genügend Tränken und auch schon in der Trockensteherzeit ein Hochhalten der Futteraufnahme.
Eine einfache Maßnahme ist auch der Energietrunk für die abgekalbten Kühe. Der liefert nicht nur Calcium für die Milchfieberprophylaxe sondern auch Energie und füllt vor allem nach der Kalbung das fehlende Volumen des Kalbs in der Kuh aus, dass der Labmagen auch unten bleibt (vgl. Post vom 18.01.2014). Sehr gute Erfahrungen habe ich mit dem Milki Kuhtrank von Milkivit gemacht (Gruß am Karsten!); der ist recht schmackhaft, da säuft eine erstkalbende Kuh schonmal 50 Liter davon und wenn eine den gar nicht anrühren will habe ich den auch schon gedrencht.
Zur Diagnose der Labmagenverlagerung. Das Ziel muss es sein die Verlagerung möglichst schnell zu erkennen, denn dann sind die Heilungsaussichten am besten. Äußere Anzeichen sind die Teilnahmslosigkeit der Kuh, bisweilen ein nicht so schönes Fell und weniger Wiederkauen. Der Kot wird weniger und dunkler (sekundäre Ketose, siehe Post vom 12.08.2019) und die Milchleistung sinkt und pendelt sich zunächst bei so 15 kg Tagesleistung ein, dafür braucht es aber recht lange, dass man diesen Trend auch erkennen kann.
Der sichere Nachweis ist das Abhorchen des Pansens mit einem Stethoskop. Bei normaler Pansentätigkeit hört man deutlich pro Minute zwei Kontraktionen zur Durchmischung. Bei einer linksseitigen Labmagenverlagerung hört man nicht den Pansen, da der gasgefüllte Labmagen davor liegt. Wenn man dann dagegen schnippst hört man ein charakteristisches metallisch klingendes Echo ("Steel drum"). Man kann auch ermitteln wie weit der Labmagen nach oben gewandert ist.
Teilweise kann man es auch an der Pansenfüllung in der Hungergrube erkennen, dass diese unförmig ist, wenn der Labmagen darin liegt. Zur Pansenfüllung und Hungergrube zwischen letztem Rippenbogen und Hüfthöcker muss ich auch mal einen extra Post mit Fotos zur Veranschaulichung schreiben.
Die Diagnose und auch Behandlung wird durch einen pendelnden Labmagen erschwert. Dies ist eine Labmagenverlagerung die nur zeitweise auftritt und sich zwischendrin wieder in Normalposition zurückverlagert oder auch zwischen links und rechts verlagert wechseln kann.
Einfachste Möglichkeit der Behandlung einer Labmagenverlagerung und erste Wahl bzw. erster Versuch bei leichten oder noch frühen Fällen ist das Wegdrechen (vgl. Post vom 10.05.2019). Die Kuh wird an mehreren Tagen hintereinander gedrencht, um die Pansentätigkeit anzuregen und den Labmagen zu "beschweren".
Fortsetzung folgt!
Benjamin
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