Donnerstag, 6. Juni 2019

Nach Nückel - Teil 1

Der Höhepunkt der Testherdentagung war der Besuch auf der Biotechnologiestation der Masterrind in Nückel. Landläufig Embryotransfer-Station genannt, aber es wird dort auch Ovum Pick-Up (OPU) gemacht, d.h. unbefruchtete Eizellen aus Rindern entnommen.
Die Station gehört zur Masterrind, aber im Rahmen der NOG (Nord-Ost-Genetik) sind dort auch Tiere aus den Gebieten von RSH (Schleswig-Holstein), RinderAllianz (MV und Sachsen-Anhalt) sowie unserer RBB aufgestallt. Aus dem RBB-Gebiet sind es aktuell 29 Färsen.
Insgesamt stammen mehr als 50 % der Besamungsbullen die im NOG-Gebiet gezüchtet werden als Embryo aus Nückel.
Auch aus Pröttlin waren schon mehrmals Färsen in Nückel gewesen, wo ich eher nur am Rande damit zu tun hatte und dann zwischendrin das Verladen im Pröttliner Kälberstall machte.

Zur Geschichte der Station: Dort wurde in den 1970ern als einem von zwei Standorten in Deutschland mit Embryotransfer begonnen. Der andere wäre Neustadt a.d. Aisch (BVN - Besamungverein Neustadt a.d. Aisch; Bayern; für Milch-Fleckvieh) gewesen. Dummerstorf (das heutige FBN) hatten sie da in ihren Ausführungen glatt vergessen, wirkte schon unprofessionell.

Zum Unterschied zwischen Embryotransfer (ET, siehe auch Post vom 07.02.2015) und Ovum Pick-Up: Beim Embryotransfer werden die Eizellen in der Kuh/Färse befruchtet und dann die Embryonen rausgesült und übertragen; beim Ovum Pick-Up werden die Eizellen direkt aus den Eierstöcken entnommen, im Labor befruchtet und dann die entstandenen Embryonen übertragen.

2014/2015 wurden neue Labore und Arbeitsbereiche gebaut, die davor noch aus den Anfangszeiten gestammt hatten.
Für das Ovum Pick-Up gibt es drei Labore, je eines für die Reifung der entnommenen Eizellen, eines für die Befruchtung und eines für die Reifung der Embryonen. Daneben ein weiteres für die Arbeit mit den Embryonen aus Embryotransfer, weil das aus rechtlichen Gründen getrennt sein muss. Sowie noch ein Labor zur Geschlechtsbestimmung und Typisierung. Bei allen Embryonen wird das Geschlecht bestimmt, die weiblichen werden nicht weiter untersucht sondern werden direkt übertragen, von den männlichen wird Zellmaterial entnommen und nach Schönow zum IFN zur Typisierung geschickt.
Die meisten Embryonen werden direkt übertragen, auf die Trägerfärsen in Nückel und dem Außenstandort in Rodenkirchen oder in den Betrieben aus denen die Spenderfärsen stammen, bis hin in den sächsischen Teil des Zuchtgebiets.
Letztes Jahr wurden 7.800 Embryonen gewonnen, für dieses Jahr sind 10.000 angestrebt. Gut Halbe-Halbe zwischen Embryotransfer und Ovum Pick-Up, das hängt davon ab für welche Maßnahme sich die einzelnen Färsen besser eignen.

Befruchtungs-Labor:





















Im Arbeitsbereich werden die Eizellen entnommen bzw. Embryonen gespült. Bei den Färsen wird im Alter von 6 bis 7 Monaten schon mit dem Ovum Pick-Up begonnen, wenn sie so groß sind dass man rektal reinkommt. Wenn sie später zwei Brunstzyklen durchlaufen sind gehen sie zum Embryotransfer und wenn sie dann tragend sind (bzw. bleiben gelassen werden) wieder zum Ovum Pick-Up bis zum 3 - 4 Trächtigkeitsmonat. OPU hat keinen negativen Einfluss auf die Trächtigkeit und der Gelbkörper am Eierstock wird dadurch auch nicht gefährdet aber das Kalb ist in der Gebärmutter dann so groß, das man nicht mehr dran vorbei kommt.

Zwei der vier Fangstände, höhen- und längenverställbar für die unterschiedlichen Tiergrößen. Die Räume sind auf 22 Grad klimatisiert, dass die entnommenen Eizellen keinen Kälteschock bekommen:




















Das Ovum Pick-Up wird mit transvaginaler ultraschallgeleiteter Follikelpunktion gemacht. Zuerst wird die Färse im hinteren Teil leicht sediert, dass sie still hält und es zügig ablaufen kann. Ein Arm ist dabei im Enddarm und hält durch die Darmwand den Eierstock passend fest. Mit der anderen Hand wird die Ultraschallsonde in die Scheide geschoben, vor dem Gebärmutterhals wird mit einer Kanüle durch das Scheidendach gestochen und die Eizellen aus den Follikeln abgesaugt. Das sind meist um die 15, können aber auch bis zu 60 sein, dann aber eher von geringerer Qualität. Das ganze dauert gut 5 - 6 Minuten:




















Fortsetzung folgt!

Benjamin

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