Sonntag, 3. Februar 2019

Übers Futtersparen

Der Bericht über die diesjährige Winterveranstaltung der Firma Schaumann zu Themen der Fütterung und Tiergesundheit.

Der erste Vortrag von Dr. Gorniak von Schaumann war zur aktuellen Situation in der Milchviehfütterung: Der Mangel an Silage nach der großen Dürre letztes Jahr. Die Grassilage ist zwar in der Qualität gut, aber halt zu wenig. Bei der Maissilage kommen neben der geringen Menge niedrige Stärkegehalte und eine schlechtere Stärkeverdaulichkeit hinzu.
Dazu der Einsatz von Schaumann Rumivital, einem Wirkstoff der im Pansen den Aufschluss der Zellwände im Futter fördert und somit die Verdaulichkeit erhöht. 
Der Ausgleich der fehlenden Stärke sollte nicht durch Körnermais erfolgen, was naheliegend wäre die fehlenden Körner der Maissilage einfach dazuzugeben. Problem dabei ist der hohe Anteil an beständiger Stärke im Körnermais, die nicht im Pansen sondern erst im Dünndarm verdaut werden kann. Der Dünndarm der Kuh kann aber max. 1,2 kg beständige Stärke (bXS) am Tag verdauen, der Rest kommt hinten wieder raus. Daher die fehlende Stärke der Maissilage durch Getreide ersetzen, was wiederum begrenzt ist, dass nicht zu viel unbeständige Stärke im Pansen verdaut wird und den pH-Wert zu stark absenkt. In dem Fall könnte pansenbeständiges Futterfett genommen werden. Also alles nicht so einfach und zudem habe ich selber Anfang 2017 mit der 2016er Maissilage die verdorrt war und ähnliche Probleme machte keine gute Erfahrungen mit Rumivital und Futterfett gemacht. Konnte die schlechte Maissilage bei weitem nicht ausgleichen.
Dann der Ersatz  von Nebenprodukten mit besonders zu beachtenden Inhaltsstoffen, z.B. die Mineralstoffe (DCAB), ein Thema das man auch wegen der GVO-freien Fütterung kennt. (vgl. Post vom 15.05.2018).
Und noch der Ersatz von Silage durch Stroh (für Faser) und Getreide (für Energie), dabei wegen der hohen Trockensubstanz das "Binden" mit Melasse oder Wasser, wo es wieder um die Wasserzugabe geht (siehe Post vom 16.08.2018).

Hrn. Puckhaber von der Milchhof Gut Bandelstorf kenne ich noch aus seiner Zeit als Berater bei Schaumann, aber seit zwei Jahren ist er selbst Kuhbauer. Er berichtete über die Umstellung auf Robotermelken und den kontinuerlichen Leistungsanstieg seiner Kühe von 9.000 auf 12.000 kg Jahresleistung, vom Mittelmaß in die Spitzengruppe der Milchviehbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern. Für mich ist er einer der Vetreter der "kompromisslosen Konsequenz" im tagtäglichen Management, wo er es fomuliert: "Nicht das Maximale leisten, sondern möglichst wenig verlieren". Was dann auch scheinbar auf den ersten Blick skurrile Auswirkungen hat: Nach dem Grashäckseln werden sämtliche Wiesen mit dem Striegel abgefahren um Grasreste zusammenzuharken, dass diese nicht den Folgeschnitt verunreinigen. Oder die Tränkekälber kriegen im Winter allesamt Kälberdecken, weil es günstiger ist die Kälber zu isolieren, statts Milch vom Wachstum fürs "Heizen abzuzweigen".

Prof. Müller von der FU Berlin referierte über die neusten Erkenntnisse zur Klauengesundheit. Über eine britische Studie, die Häufigkeiten und Entwicklung von Lahmheiten in verschiedenen Herden verfolgten und es da zwischen den Betrieben eine immense Bandbreite gibt, was so auch auf Deutschland übertragbar wäre.
Lahmheiten sind pauschal auf wenige Ursachen zurückzuführen:
Nichtinfektiöse Klauenerkrankungen durch Druck, wegen langem Stehen, falscher Belastung bei zu langen Klauen bzw. zugewachsener Hohlkehlung und bei Kühen mit niedriger Kondition weil die Fettpolsterung in der Klaue auch eingeschmolzen wird.
Infektiöse Klauenerkrankungen resultieren aus Schmutz und schlechter Hygiene.
Dabei auch die Biosicherheit gegen die Verschleppung z.B. von Mortellaro von Kühen zu Jungrindern und Desinfektion von den Werkzeugen zur Klauenpflege zwischen den einzelnen Kühen.

Mal wieder eine schöne Veranstaltung für neuen "Input".

Benjamin

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