Im letzten Post hatte ich über die INRA 95 als Rasse für Anpaarungen an Milchkühen geschrieben. Heute ein dritter Post zu dem Thema.
Noch mal die Ausgangssituation für die Mastanpaarungen: Es kommen mehrere Sachen auf einmal zusammen. Durch bessere Aufzuchterfolge (niedrigere Totgeburtenrate, geringere Kälberverluste) stehen immer mehr Kälber für die Nachzucht zur Verfügung, gleichzeitig durch die längere Nutzungsdauer werden weniger neue Kühe benötigt. Ein Auweg ist die verlängerte Laktation um die Gesamtzahl der Kälber zu verringern. Hinzu kommt die geringere Mastfähigkeit der Holsteinbullen/färsen im Vergleich zu Fleischrindern und daher auch niedrigere Kälberpreise. Die Holsteins sind als milchbetontes Zweinutzungsrind seit Jahrhunderten auf hohe Milchleistung gezüchtet, was auch absolut sinnvoll ist sich auf wenige Merkmale zu beschränken und sich nicht noch in Fleischleistungszucht zu verzetteln. Da bietet sich dann die Erzeugung von Masthybriden an: Die Mutter ist absolut auf Milch ausgerichtet, der Vater absolut auf Fleisch und das Kalb liegt in der Mastleistung im guten Mittelfeld dazwischen.
Ein Foto das ich vor drei Jahren auf meinem Stammbetrieb LVAV Hofgut Neumühle aufgenommen habe, in dem Tretmiststall in dem ich 2008 so richtig Hoflader fahren gelernt habe. Links ein reinrassiger Holsteinbulle, rechts eine Kreuzung Holstein x Weißblauer Belgier. Beide dürften ein knappes Jahr alt gewesen sein:
Die Problematik ist aber, dass die Weißblauen Belgier zwar schöne Kreuzungskälber machen aber den Kühen dann doch mehr zusetzen. Belastbare Zahlen habe ich keine, aber gefühlt sind die Kühe mit Belgier-Kalbungen unter den Problemtieren überrepräsentiert.
Dazu eine Tabelle, die letztes Jahr in der Blickpunkt Rind veröffentlicht wurde mit den Daten aus mehreren Zehntausend Kalbungen:
Also der Ansatz auf alternative Rassen auszuweichen; erstmal ein Überblick über Rassen die auf Holstein für Masthybriden eingekreuzt werden:
Fleischrassen mit denen ich mehr oder weniger Kreuzungserfahrung habe.
Weiß-Blaue Belgier; halt der Standard in Deutschland
Uckermärker; die Fleischrinderrasse schlechthin hier im Nordosten, wo auch Herden umgestellt werden, z.B. in Lentzke (siehe auch Post vom 03.05.2019)
Fleischfleckvieh; in der Mutterkuhhaltung recht stark weil hohe Milchleistung und dadurch schwere Absetzer, die aber in der Endmast zurückfallen. Auch in der Kreuzung kommt noch viel von der ursprünglichen Zweinutzung durch. Meine Erfahrung mit dem Fleckviehbullen Samson war, dass die Kälber extrem stur waren und tagelang kaum saufen wollten.
Charolais
weitere Rassen die sich im Kreuzungseinsatz befinden:
INRA 95, weil leichtkalbiger als die Weiß-Blauen Belgier
Angus, auch wegen Leichtkalbigkeit, z.B. bei Benninghoff Milch-Energie (siehe Post vom 16.06.2019)
Piemonteser, war vor längerer Zeit mal bei Braunvieh recht häufig
Limousin
Hereford
British Blue, ist ein Projekt der Rinderunion Baden-Württemberg
Wagyu, für spezielle Vermarktungswege wegen der Fleischqualität mit dem hohen intramuskulären Fettanteil
Chianina, habe ich einmal ein Kreuzungskalb gesehen.
Von Kreuzungen mit Blonde d' Aquitaine habe ich noch nichts gehört aber würde die auch in die Liste mit aufnehmen.
Mein längerfristiger Plan wäre eine eigene Rassenprüfung zu machen, welche sich denn am besten eignet: Befruchtung, Kalbeverlauf, Kälbergesundheit, Kälberwachstum, Gesundheit der Kühe.
Die Vermarktungsmöglichkeiten sind natürlich auch wichtig, da fällt Wagyu für den breiten Einsatz gleich raus. Bei den anderen Rassen haben es wahrscheinlich die "mittleren" Rassen Angus, Limousin und Hereford schwer; Chianina ist auch zu speziell.
Laut einem meiner Viehhändler gehen die Kreuzungen mit Weißblauen Belgiern halt immer, die beste Alternative wären INRA 95 und Uckermärker gehen auch noch.
Andererseits hatte es mein Bruder in seiner Thüringer Zeit geschafft dort die Uckermärkerkreuzungen als neue "Rasse" zu etablieren, noch oberhalb der Belgierkreuzungen.
Jetzt mal wieder "Kuhblog interaktiv": Liebe Leser, welche Erfahrungen habt ihr mit Fleischrassen in der Kreuzung? Schreibt es als Kommentar drunter oder per E-Mail an kuhblog(at)gmail.com. Oder für die Insider auch mit Signal oder WhatsApp.
Benjamin
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