Mitte Juli fand meine Tour durch Rheinland-Pfalz zu einer sehenswerten Jahreszeit statt. In Rheinhessen war schon der Großteil der Wintergerste geerntet, auf den Höhen von Hunsrück und Eifel dagegen braucht der Weizen noch bis mindestens Mitte August.
Das Hauptziel war ein Besuch bei Florian in Prüm. Im Studium war er mein Sitznachbar gewesen - wir hatten damals eine recht strenge Sitzordnung in unseren Vorlesungsräumen. Nach dem Studium hatte ich ihn letztmals im Sommer 2014 getroffen (siehe Post vom 15.07.2014) und jetzt nach fast genau sechs Jahren wieder; eine viel zu lange Zeit!
Was er so aus der Eifel erzählt hat: Im Eifelkreis Bitburg-Prüm, der Milchviehhochburg in Rheinland-Pfalz ist der Stallbaumboom wie auch anderswo in Deutschland rum. Die allermeisten der Stallbauprojekte als nach dem Ende der Milchquote der jahrzehntelang Investitionsstau abgebaut wurde sind abgeschlossen. Jetzt gibt es schon einige Betriebe zwischen 300 und 500 Kühen, die aber nicht mehr weiter wachsen dürften, da die Flächenkonkurrenz extrem hoch wäre. Das sind auch hochspezialisierte Milchviehbetriebe mit hohem Viehbesatz, sind bei uns in Brandenburg 0,5 - 1,0 Großvieheinheiten (GV) pro Hektar üblich sind es in Rheinland-Pfalz eher 1,0 und bei diesen Betrieben eher 2,0, teilweise auch etwas darüber. Das sind grob gesagt Betriebe mit mehr Kühen als Hektar. Da wird dann ausschließlich Futter angebaut, keine Marktfrüchte für den Verkauf.
Von seiner Arbeit als Berater hat er nach Jahren die Erfahrung gemacht, dass extensives Grünland nicht funktioniert weil es zum Verbuschen neigt. Die Betriebe die sich bei der Grünlandbewirtschaftung Mühe geben, auf den pH-Wert achten (also Kalkung), bei der Düngung auch die Spurennährstoffe, Striegeln und Nachsäen würden alle Schnitte mit hohen Energiegehalten ernten. Nur die Quantität hängt vom verfügbaren Wasser ab. Bei der Sortenzusammensetzung der Grassamenmischungen empfiehlt er hauptsächlich später Sorten, weil die frühen zu schnell überständig werden.
Auf dem Rückweg bin noch bei Johannes in Kappel vorbei, das liegt auf dem Weg. Das war was besonderes, denn bisher hatte ich ihn immer in den Sommern der ungeraden Jahre besucht. (Dazu im Kuhblog Posts vom 20.08.2013, 06.07.2015, 17.07.2017, 20.07.2019)
Hatten es über die Entwicklung der Biogasanlage über die Jahre hinweg und wann was auf dem Hof gebaut/umgebaut wurde, denn die letzten zehm Jahre ist kein Jahr ohne Baustelle vergangen. Aktuell ist eine Erweiterung des Wohnhauses dran, wo wir im künftigen Wohnzimmer saßen.
Letztes Jahr hatten wir es schon über die künftige Sämaschine. Da wurde ein Case-IH Optum 300 angeschafft und für den soll auch eine neue Drillmaschine gekauft werden. Aktuell sind das zwei 3m-Kreiseleggenkombinationen von Amazone.
Zunächst war der Favorit eine angebaute 5m-Kombination aus Lemken Zirkon 12/500 K und Solitair 9/500 K. Als letztens eine solche beim bekannten Landmaschinenhändler verkauft wurde hat er die mal probehalber angebaut und ist auf die Waage gefahren. Mit leeren Saatgutbehälter und 1,5 t Frontballast war der Optum schon bei 18,2 t; 18 t ist glaube die zulässige Gesamtmasse. Mit vollem Saatgutbehälter bei Wenden am Anhang sind dann auch mal 20 t auf der Hinterachse und daher die Entscheidung zu einer angehängten Drillmaschine, dann aber mit 6 m.
Die Kombination Zirkon/Solitair gibt es auch als angebaute Variante in 6 m Arbeitsbreite. Voll wiegt die fast 7 t, da frage ich mich an welchem Traktor die gefahren werden soll, vor allem weil es die auch schon seit mindestens Mitte der 2000er gibt, wo bei 250 kW Schluss war.
Wir haben über die Alternativen bei den angehängten Sämaschinen diskutiert und waren uns bei Variante 2 einig.
1. Horsch Pronto 6 KR; das Fahrwerk ist während der Saat komplett ausgehoben; aber unwendig.
2. Lemken Zirkon 12 KA + Solitair 9/600 KA. Ist fast die gleiche Kombination wie in Boberow, da ist es aber keine Kreiselegge sondern eine schwere Kurzscheibenegge, eine Heliodor 9/600 KUA. Das Fahrwerk läuft hinter der Walze mit, bei leerem Saatgutbehälter ohne Druck, bei vollem mit ca. 2 t Last.
3. Lemken Compact-Solitair 9 KK. Die Last wird auf dem Reifenpacker über die ganze Breite verteilt und dahinter ist nochmal die eigentliche Walze. Voll fast 13 t schwer und 30.000 € teurer als Zirkon + Solitair.
Hat richtig Spaß gemacht, weil so eine Diskussion haben wir letztmals vor neuen Jahren im agrartechnischen Planungsseminar gemacht. War zwar eine sehr umfangreiche Rechnerei aber doch nicht mit so viel Praxisbezug.
Ein toller Tag, die Wiederholung merke ich mir schon mal für das nächste Jahr vor.
Benjamin
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