Einmal im Jahr werden alle Kühe und tragende Färsen geblutet. Zunächst wurde Paratuberkulose bei der Untersuchung auf BHV1 (Bovines Herpesvirus) mitgemacht, seit das bei der Milchkontrolle aus der Milch gemacht werden kann nur noch für Paratuberkulose alleine.
Das findet fast schon traditionell am gefühlt kältesten Tag des Jahres statt und danach müssen noch die ganzen Untersuchungsanträge mit den Barcodes der Probenröhrchen beklebt werden. (Siehe auch Posts vom 25.11.2014; 28.11.2016 und 27.11.2018).
Die Proben werden gehen ins Landeslabor nach Frankfurt und werden dort mit einem ELISA-Test untersucht, der die Paratuberkulose-Antikörper im Blut nachweist.
Da wegen der Eigenarten des Erregers nicht alle Trägertiere gefunden werden können gibt es auch falsch-negative und fragliche. Daher gilt für die Sanierung und das Management: Einmal Para-TB immer Para-TB und fraglich ist wie positiv.
Als erstes dann werden die postiven Tiere im Herde markiert. Unter betriebsspezifischen Kennzeichen (kurz BSK) wo auch z.B. die dreistrichigen Kühe gekennzeichnet sind. Dazu noch rot hinterlegt, dass es sofort ins Auge springt.
Damit habe ich die Info auch immer im Herde mobil auf dem Handy dabei und auf der Liste zum Sortieren der Trockensteher (Transensortieren) ist auch eine Spalte "BSK6" dabei, wo dann das "Para-TB!" bei den jeweiligen Kühen steht. Da weiß ich dann, dass sie in die separate Abkalbebox für die Para-TB-Kühe (Paratransen) müssen und kann auch gleich kontrollieren ob sie noch die Markierung direkt am Tier noch volständig haben:
Im rechten Ohr sind sie mit einer roten Ohrmarke mit der Aufschrift "Para-TB" markiert. Immer rechts, dass es einheitlich ist und man immer nur auf das rechte Ohr achten muss. Rechts deshalb, weil das linke Ohr die Pinnower Kühe für den Transponder schon belegt hatten (vgl. Post vom 07.05.2015). Die kleinen Ohrmarken reißen auch deutlich seltener ab als die Lebendohrmarken, sie bieten nicht so viel Angriffsfläche um damit hängen zu bleiben:
Am inken Hinterbein (auch wieder einheitlich) sind die Para-TB-Kühe mit einem gelben Plastik-Fesselband gekennzeichnet damit man beim Melken sofort sieht, dass die Kuh nicht in die Kanne für Tränkemilch gemolken werden darf. Auch wenn das Foto im Fischgrätenmelkstand aufgenommen wurde ist der Grund wieder das Karussell, wo man das links Bein zuerst sieht wenn die Kuh von rechts gefahren kommt:
Die Para-TB-Kühe haben eine extra Abkalbebox bekommen und gehen nach dem Kalben nicht in die Frischmelkergruppe sondern in die Euterkrankengruppe bis die Kolostralmilchsperre abgelaufen ist und sie in den Tank gemolken werden dürfen.
Die Kälber bekamen zunächst nur die Milch ihrer Mutter zu saufen, bzw. bei einer Para-TB-Kuh von einer anderen. Nachdem sich die ersten Erfolge der Sanierung abzeichneten habe ich dieses System Mitte 2017 aufgegeben und eine Kolostrumbank angelegt, weil ich die Vorteile der schnelleren Kolostrumversorgung höher einschätzte als das Restrisiko einer Infizierung.
Alle Para-TB-Kühen werden mit Weißblauen Belgieren besamt, dass die Kälber in die Mast kommen und nicht zur Nachzucht genommen werden.
Die bisherigen Resultate der Sanierung:
Die Infizierung von Kälbern mit Paratuberkulose konnte um 99% reduziert werden. Es waren absolute Einzelfälle wo etwas schiefgelaufen war.
Positive Kühe die nicht tragend sind und Durchfall bekommen, der nicht mit der Pansenverdauung zusammen hängt gehen zeitnah zur Schlachtung bevor es schlimmer wird.
Über die Jahre hat sich gezeigt, wie sehr viel krankheitsanfälliger die positiven Kühe sind. Einerseits sind beim Bluten im Jahr darauf nur noch als gut die Hälfte der Para-TB-Kühen im Bestand, bei den negativen Kühen sind es so 70 - 75% und andererseits in der Euterkrankengruppe sind die Para-TB-Kühe gemessen an ihrem Anteil in der Herde überproportional häufig vertreten. Das erkennt man gut an den roten Ohrmarken wen sie nebeneinander im Fressgitter stehen.
Auch wenn die ganze Paratuberkulosesanierung bis zur Anerkennung als freier Bestand locker mal zehn Jahre dauert ist sie sehr zu empfehlen, weil die einzige wirksame Maßnahme gegen so eine fiese Krankheit.
Benjamin
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