Freitag, 10. April 2020

Paratuberkulose-Sanierung - Teil 1

Eigentlich wollte ich über das gestrige Enthornen schreiben, aber das musste auf nächste Woche verschoben werden weil der Brennstab eingesammelt worden war für die jährliche Überprüfung der Elektrogeräte.

Ein anderes aktuelles Thema ist der Abschluss der Paratuberkulosesanierung. Da nicht mehr viele Trägertiere im Bestand sind dachte ich man könnte den Schritt gehen jetzt alle wegzuschlachten. Aber bis auf drei sind alle tragend oder haben noch viel Milch.

Schon meine ganze Laufbahn als Herdenmanager ist die Paratuberkulosesanierung ein wichtiger Teil. Angefangen hat es im Herbst 2013 mit dem Sanierungsbeginn in Boberow, wo es ein Förderprogramm des Landes Brandenburg gab.

Paratuberkulose wird durch das Bakterium Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis verursacht, das mit Tuberkulose verwandt ist. Kurzform Para-TB oder PTB und ganz kurz im Alltag Para.
Nach der Wende als es mit der Biosicherheit nicht mehr so ernst genommen wurde ist der Erreger über Viehzukäufe aus Westdeutschland eingeschleppt wirden und hat sich seitdem ausgebreitet.
Die Infektion erfolgt innerhalb des ersten Lebensjahrs und setzt sich im Körper fest, die Erreger werden unregelmäßig ausgeschieden und die Krankheit an sich bricht erst viel später aus. Hatte es noch nie bei einer Kuh unter vier Jahren gesehen und manchmal auch erst nach zehn Jahren und bei vielen auch gar nicht.
Die Krankheit kann man als "tödlichen Durchfall" bezeichen, sie zerstört die Darmschleimhäute, sodass bei normaler Futteraufnahme die Nährstoffe irgendwann nicht mehr aufgenommen werden können. Die Kuh magert dann rapide schnell ab bis sie quasi verhungert. Das deutlichste Zeichen ist der Durchfall, fast wässrig mit Luftblasen und einem säuerlich-stechenden Geruch.

Eine Sanierung ist sinnvoll, weil sich Paratuberkulose in der Herde ausbreitet und es keine Behandlungsmöglichkeit gibt. Die Trägertiere sind statistisch in der Leistung und Gesundheit schlechter und wenn es mal ausgebrochen ist sind das Schlachtkühe mit nur noch minimalem Erlös, das ist der offensichtlichste Verlust bei Paratuberkulose.

Übertragungswege sind über Milch und Kot von infizierten Kühen.
Ziel ist es die Kälber vor Infektionen zu schützen; da ist die Paratuberkulosesanierung ein Paradebeispiel für die Biosicherheit.
Im Leitfaden Biosicherheit in Rinderhaltungen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen gibt es einen extra Anhang zu Paratuberkulose.

Maßnahmen:
- Zuerst die Trägertiere finden durch jährliche Untersuchung aller Rinder über 24 Monate
- Güllesysteme Kühe und Jungvieh trennen, in unserer Größenordnung schon üblich
- kein Dreck von Kühen zu Jungvieh verschleppen (Stiefel!)
- Hygiene bei der Fütterung 
- Positive Kühe getrennt abkalben lassen; es darf keine positive Kuh dorthin koten wo andere Kühe abkalben
- Kolostrum nur von der Mutter, bei positiver Mutter von negtaiven Kühen
- keine positiven Kühe ins Mischkolostrum melken, Tankmilch vor dem Tränken pasteurisieren
- Kälber von positiven Kühen nicht als Nachzucht nehmen
- wann unter 3% im Bestand gedrückt die restlichen Trägertiere wegschlachten und danach alle neuen Fälle

Fortsetzung folgt!

Benjamin

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