Samstag, 24. August 2019

Oxytocin

Oxytocin ist das "Alltagshormon" der Milchkuh, denn es ist für die Milchabgabe (Ejektion) zuständig. Die Milch wird in den Drüsenzellen im Euter gebildet, die um die Alveolen herum gruppiert sind, in denen die produzierte Milch gespeichert wird. Nur ein kleiner Teil der Milch wird in der Euterzisterne gespeichert.
Beim Vormelken (Anrüsten) wird auf den Reiz an den Zitzen hin in der Hypophyse Oxytocin ausgeschüttet das über die Blutbahn ins Euter gelangt und dort die Kontraktion der feinen Muskeln der Alveolen bewirkt - die Milch wird abgegeben.
Der Transport über das Blut braucht eine gewisse Zeit und die ist es wichtig für eine ausreichende Stimulation einzuhalten. 
Beim Vormelken, Abputzen und gleich das Melkzeug ansetzen kommt es zur Bimodalität - der Milchflusskurve mit zwei Gipfeln. Zuerst wird die Zisternenmilch ermolken, dann sinkt der Milchfluss und steigt wieder an wenn das Oxytocin wirkt und die Alveolenmilch kommt. Gegenüber der normalen Milchflusskurve, bei der der Milchfluss erst mit der Wirkung des Oxytocins einsetzt dauert so das Melken länger und belastet das Eutergewebe mehr. Die Zeit lässt sich einhalten über die Melkroutine, z.b. im Gruppenmelkstand immer jeweils dreo oder vier Kühe Vormelken, Abputzen und dann erst Ansetzen oder beim Karussell der Abstand an Plätzen zwischen Vormelken und Ansetzen wo die Kühe in der Zeit hinfahren. Oder die technische Variante mit der Stimulation, dass die Pulsation so lange erhöht wird. Die Zitzengummis "flattern" dann, eine Melkbewegung findet nicht statt aber das Melkzeug fällt auch nicht ab. Nach einer gewissen Zeit, teilweise auch kuhindividuell wird auf die normale Pulsation (1 pro Sekunde) umgeschaltet. Hier im Nordosten ist diese Technik unter dem Namen Physiomatic bekannt, mit dem Impulsa die in den 1970ern einführte.

Eine weitere Funktion des Oxytocins ist die Wirkung auf die Gebärmuttermuskulatur für die Wehen während der Kalbung.

Milchejektionsstörungen können bei Kühen nach der ersten Kalbung auftreten, dass die Stimulation und die Ausschüttung des Oxytocins noch nicht so richtig funktioniert und sie erst das Melken lernen müssen. Dies kann durch die Injektion von Oxytocin erfolgen, wo man es bei der Dauer nicht übertreiben darf sonst hat man einen "Oxytocinjunkie" die gar nicht mehr ohne kann... Eine andere Variante ist die Stimulation der Gebärmutter rektal von oben, was die Kopplung zwischen Gebärmutter und Alveolen nutzt. Und dann sind das meistens auch noch die die ganz fest zukneifen. Geschätzt tritt das bei vielleicht 5 % der Erstkalbenden auf und bei über 90 % kriegt man es auch hin, dass sie es lernen.

Dieser Zusammenhang wurde mir in der Situation wieder bewusst in der ich das unten stehende Foto machte. Eine frisch abgekalbte Jungkuh hatte noch Nachgeburtsverhaltung und ich nahm die Nachgeburt ab. Obwohl sie doch einiges an Milch gegeben hatte ließ sie nach der Stimulation durch das Rumhantieren in der Gebärmutter auf allen vier Strichen die Milch laufen. Und zwar so stark, dass sie auf dem Weg zurück in den Stall mit der Milch vier Linien malte:

Benjamin


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