Dienstag, 23. Juli 2019

Ackerbau in Rheinhessen

Über die Milchviehhaltung im südlichen Rheinhessen gibt es nicht viel zu sagen: Kaum vorhanden; die paar Kühe könnte ich hier alle mit Namen aufführen und es wäre ein sehr überschaubarer Post.

Daher über den dortigen Ackerbau, der mich geprägt hat und ich mich daher immer noch nicht mit dem Brandenburger Sand anfreunden kann.
Klimatisch sind es ähnliche Verhältnisse: Etwas über 500 mm Niederschlag mit Frühsommertrockenheit (die letzten beiden Jahre halt nicht...). Dafür ist es da unten im Jahresschnitt aber 2 °C wärmer was entsprechend mehr Vegetationstage zur Folge hat; und auch mehr Sonnenstunden.

Die Böden sind vom Bodentyp her Löss-Parabraunerden, von der Bodenart her stark schluffiger Lehm bis schluffiger Ton. Vom wenigen Wasser abgesehen ein idealer Ackerbaustandort. Die Bodenpunkte liegen im Schnitt bei um die 80, bei einer Spanne von 60 bis an die 100. Mein Spruch dazu: "Unter 60 Punkte ist Weinberg."
Für Weinbau ist die Gegend durch das Klima und den Kalkgehalt des Löss bestens geeignet. Wie wir im Studium Bodenanalysen gemacht haben war der von mir mitgebrachte Boden (aus dem Weinberg) nicht nur der beste sondern es kam bei der Berechnung des Kalkbedarfes zur Erhaltungskalkung sogar ein negativer Wert (glaube waren 100 kg/ha/Jahr) raus.

Der Löss ist zudem sehr tiefgründig und steinarm. Steinelesen war für mich was ganz Neues, das ich erst in Brandenburg kennengelernt habe.

Zur Struktur: Recht kleinteilig mit Schlaggrößen von so 0,5 bis einige ha, über 5 ist selten, im Durchschnitt doch um 1 ha. Dazu ist die Verkehrslage mit der hohen Besiedlungsdichte auch nicht die Beste. Bewirtschafter der Flächen sind sowohl Weingüter, die noch Ackerbau in kleinerem Umfang als "Überbeibsel" aus Zeiten der Gemischtbetriebe mit Weinbau, Ackerbau und Viehhaltung betreiben. Daneben reine Ackerbaubetriebe, die meist in der Größenordnung von 150 bis 300 ha Fläche umfassen.

Die häufigsten Kulturen sind Weizen und Zuckerrüben, dann folgt zweizeilige Sommerbraugerste. Daneben gibt es auch Wintergerste und Hartweizen. Seltener sind Raps, Silomais für die einzige Biogasanlage in größerem Umkeis, mittlerweile Phacelia für das Greening, Kartoffeln und Aufzuchtreben, die letzten beiden häufig mit Bewässerung. Aber auch Roggen, Dinkel und Zwiebeln gibt es ab und zu.
Das ganze aber in einem recht kleinen Umkreis; sieben km weiter östlich auf den sandigeren Böden am Rhein sind es klassische Gemüsebaustandorte.

Aus pflanzenbaulicher Sicht eine tolle Gegend, agronomisch von der Struktur ungünstig und als Kuhbauer zu gut für Futterbau.

Rheinhessische Landschaft mit reifem Getreide, auf dem Foto sind es bis zur Allee (deutsche Alleenstraße!) ganze 14 Schläge:

Benjamin


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