Der 3. Vortrag am Donnerstag in Iden war von Prof. Steinhöffel vom LVG Köllitsch zu den aktuellen Herausforderungen der Grundfutterversorgung.
Neu wäre das Thema nicht, alle fünf Jahre würde er als dazu Vorträge halten, wahrscheinlich wären dann die schlechten Jahre wieder verdrängt. 2014 bis 2017 waren vier gute Jahre und 2018 und 2019 kamen gleich zwei sehr schlechte nacheinander.
Der Umgang mit Futtermittelknappheit wäre früher immer ein Thema gewesen und nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Bewusstsein und vor allem auch der Ausbildung verdrängt worden, weil man mit dem Mangel nichts mehr zu tun haben wollte. Da erinnere ich mich auch daran, dass im Studium und in allen Büchern dazu nie etwas vorkam.
Als Beispiele nannte er die Rindermast in Namibia auf der Basis gehäckselter Akazien und Melasse als das Minimun wovon Rinder leben können, bei jedoch 36 Monaten Mastdauer und wahrscheinlich nicht den höchsten Schlachtgewichten.
Des weiteren ein Beweidungsversuch in Köllitsch von ganzjähriger Weidehaltung ohne Zufütterung von Holsteins. Der Aufwuchs wurde analysiert und auch der Kot, um zu ermitteln was wirklich gefressen wurde. Beim Energiegehalt des Aufwuchses wären die Kühe zwischen September und März verhungert, so wenig war darin enthalten. Aber gefressen haben sie tatsächlich immer Energiegehalte wie frisches Weidegras/Grassilage so stark haben sie selektiert, was im Herbst und Winter entsprechend große Flächen braucht.
Die Strategien gegen Futterknappheit kann man unter "ordentlichem Wirtschaften" zusammenfassen:
- Futterbilanzierung, was an Futter vorrätig ist und was benötigt wird.
- Futterverluste reduzieren vom "Halm bis zum Trog", die lägen im Schnitt bei 39 %
- Futtermittelkunde, welche Futtermittel und in welcher Kombination eingesetzt werden können
- richtige Futtervorlage selber
Domestikation ist die Pflicht der Fütterung über die ganze Zeit.
4. Vortrag war von Hr. Engelhard vom ZTT Iden über Nebenprodukte aus der Lebensmittelproduktion.
Wie stets eine Präsentation der Ergebnisse von Fütterungsversuchen zum Thema in Iden.
Allgemein haben Saftfuttermittel (Pressschnitzel, Biertreber, Schlempen...) Vorteile in der Verdauung weil sie Zellwand-Kohlenhydrate enthalten, die nicht den Pansen-pH-Wert absenken wie Stärke aus Getreide und leichter zu verdauen sind wie Cellulose ("klassische Faser") und dazu noch viel
pansenbeständiges Eiweiß.
Bei einem Fütterungsversuch mit 8 kg Biertreber gegenüber einer alternativen kraftfutterlastigen Ration konnte eine signifikante Mehrleistung erzielt werden, wenn auch möglicherweise der Pansen an seiner Grenze war mit der Verdauungskapazität.
2007 bei einem Versuch mit Pressschnitzeln von dem er auch bestimmt bei Binger Pressschnitzeltag 2013 berichtet hatte, ich mich aber nicht mehr erinnern kann, kam heraus, dass eine Menge von 20 kg Pressschnitzel pro Tag möglich sind. Also Frischmasse, in Trockenmasse dürften das 4,5 - 5 kg gewesen sein. 25 kg haben dann nicht mehr funktioniert.
Biertreber hat einen DCAB (Dairy Cation Anion Bilance) von - 180 meq, was beim Einsatz zu beachten wäre. Die genaue Einhaltung der Mineralstoffwechsel-Lage mit der DCAB (vergleiche auch Post vom 22.04.2020) hätte die Idener Herde in letzten Jahren am meisten vorangebracht.
5. Vortrag von Dr. Ebert von der Klink für Klauentiere der Uni Leipzig. Von ihr hatte ich schon mal bei einem Vortrag bzw. die anschließenden Demonstration gesehen (siehe Posts vom 06.02.2019 und 08.02.2019).
In einem Projekt wurden in 11 Milchviehbetrieben in Sachsen Faktoren für das Auftreten von Klauenerkrankungen gesucht. Dabei wurde nach den Unterschieden zwischen den Betrieben mit weniger und mit mehr Lahmheiten geschaut.
Das sind natürlich keine Garanten für weniger Lahmheiten sondern nur Tendenzen:
- bessere Kondition der Kühe, weil dann auch mehr Fett in den Klauenpolstern
- mehr Platz in den Laufgängen und weniger enge Kurven
- planbefestige Böden statt Spaltenböden; wahrscheinlich kommt da der Effekt dazu, dass die Spaltenböden meist älter sind und glatter mit mehr Kanten usw.
Böden mit gewalztem Rautenmuster ("Kopfsteinpflaster") spreizt die Klauen zu sehr was schlecht für den Zwischenklauenspalt ist.
- eher Tief- als Hochboxen, dazu das Liegeboxenmanagement und die Abmessungen, dass die Kühe viel liegen
- mehrmals pro Woche Klauenpflege, dass die Kühe nicht so lange warten müssen
- ordentliche Dokumentation und vor allem Konsequenzen daraus
- häufigeres und konsequent durchgeführtes Klauenbad
- Klauenbad lange und tief genug, dass alle Klauen eintauchen
- Qualifikation des Klauenpflegers
- Klauenpflege auch schon beim Jungvieh vor der ersten Besamung
- Handhabung der Biosicherheit um Einschleppung von Keimen zu vermeiden
Benjamin
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Sonntag, 15. März 2020
Freitag, 13. März 2020
49. Tag des Milchviehhalters - Teil 1
Gestern war ich auf dem 49. Tag des Milchviehhalters in Iden.
Gefühlt war es der letzte mögliche Termin gewesen, wie schnell sich momentan die Seuchenlage entwickelt wäre heute die Veranstaltung schon bestimmt vom Gesundheitsamt untersagt worden.
1. Vortrag war von Dr. Römer von der Landesforschungsanstalt MV über ein Projekt der DGfZ (Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde). "Zukunft Milchkuh" - wo ein Strategiepapier für das Bundeslandwirtschaftsministerium erarbeitet wird für die künftige Entwicklung in der Milchviehhaltung.
Ein schöner Überblick über die Forschungserkenntnisse aus Zucht und Management der letzten Jahre: Erhöhung des Zuchtfortschritts bei den Gesundheitsmerkmalen durch die genomische Zuchtwertschätzung, Genotypisierung der weiblichen Tiere mit steigender Bedeutung der Kuhgenetik gegenüber der jahrzehntelangen überragenden Bedeutung der Bullenseite.
Intensivierung der Kälberaufzucht zur Gesundheitsförderung wie Ad-Libitum-Tränke und verlängerte Tränkeperioden sowie total außerhalb des Blickfelds weil eigentlich absolut Standard die Verwendung von Nuckeln an Tränkeimern für ein natürlicheres Saufverhalten.
Und wieder das Thema der verlängerten Laktatiom, wo ich selber davon ausgehe, dass das in den nächsten Jahren richtig an Bedeutung gewinnen wird.
Zur Weidehaltung der Gegensatz Umwelt- zu Tierschutz, dass aus Umweltschutzgründen eigentlich die Kühe am besten in geschlossenen Anbindeställen zu halten wären. Und dass die Kühe nicht besonders öffentlichkeitswirksam weiden würden, vor allem am liebsten nachts (siehe auch Post vom 08.03.2017). Dazu auch erwähnt das Projekt der Firma Agriversa eines Null-Emission-Stalls, das 2015 auf dem Milchrindtag in Güstrow vorgestellt wurde (siehe auch Post vom 05.03.2015); davon habe ich aber danach nie wieder etwas gehört.
Das Thema Akzeptanz der Milchviehhaltung in der Bevölkerung wurde nicht bearbeitet weil schon in anderen Projekten im Bereich der Sozialwissenschaften und da waren die Ergebnisse nicht besonders erfreulich. Denn die Akzeptanz ist dort besonders gering wo nicht viel Wissen dazu vorhanden ist und daran auch kein Bedarf gesehen wird. Der Ansatz solle sein in den Schulen anzusetzen, wo aber das größte Problem sei an die Lehrer heranzukommen...
2. Vortrag war von Hr. Hölzer vom Landeskontrollverband Sachsen-Anhalt über die künftige Rohmilchgüteverordnung. Die bisherige Milchgüteverordnung nach der die Qualitätsüberwachung der Milch erfolgt stammt von 1980; das war also Westdeutschland vor der Milchquote. Zudem liegt der Großteil davon in Verantwortung der Bundesländer was entsprechend der deutschen Kleinstaaterei das Ganze sehr unübersichtlich macht. Seit 2012 schon wird an einer neuen Verordnung gearbeitet; zunächst war eine komplette Streichung vorgesehen und nur noch die übergeordnete EU-Verordnung zu belassen, später dann doch eine bundeseinheitliche Verordnung mit deutliche weniger landesspezifischen Auslegungserlassen.
Ganz fertig ist es noch immer nicht, sodass es nur über den momentanen Stand ging.
Der Umrechnungsfaktor von Liter auf kg Milch wird von 1,02 auf 1,03 erhöht. Dass 1 Liter Milch mit 1030 statt bisher 1020 g gerechnet wird. Da ist man all die Jahre nicht rangegangen, weil mit der Milchquote es einer Quotenkürzung entsprochen hätte.
Größte Veränderung ist, dass nicht mehr die Aufsichtsbehörde des Bundeslandes zuständig ist in dem sich verarbeitende Molkerei befindet sondern das Land in dem der Geschäftssitz ist. Dann wird z.B. die Stelle in Niedersachsen für alle Lieferanten des DMK zuständig sein.
Fortsetzung folgt!
Benjamin
Gefühlt war es der letzte mögliche Termin gewesen, wie schnell sich momentan die Seuchenlage entwickelt wäre heute die Veranstaltung schon bestimmt vom Gesundheitsamt untersagt worden.
1. Vortrag war von Dr. Römer von der Landesforschungsanstalt MV über ein Projekt der DGfZ (Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde). "Zukunft Milchkuh" - wo ein Strategiepapier für das Bundeslandwirtschaftsministerium erarbeitet wird für die künftige Entwicklung in der Milchviehhaltung.
Ein schöner Überblick über die Forschungserkenntnisse aus Zucht und Management der letzten Jahre: Erhöhung des Zuchtfortschritts bei den Gesundheitsmerkmalen durch die genomische Zuchtwertschätzung, Genotypisierung der weiblichen Tiere mit steigender Bedeutung der Kuhgenetik gegenüber der jahrzehntelangen überragenden Bedeutung der Bullenseite.
Intensivierung der Kälberaufzucht zur Gesundheitsförderung wie Ad-Libitum-Tränke und verlängerte Tränkeperioden sowie total außerhalb des Blickfelds weil eigentlich absolut Standard die Verwendung von Nuckeln an Tränkeimern für ein natürlicheres Saufverhalten.
Und wieder das Thema der verlängerten Laktatiom, wo ich selber davon ausgehe, dass das in den nächsten Jahren richtig an Bedeutung gewinnen wird.
Zur Weidehaltung der Gegensatz Umwelt- zu Tierschutz, dass aus Umweltschutzgründen eigentlich die Kühe am besten in geschlossenen Anbindeställen zu halten wären. Und dass die Kühe nicht besonders öffentlichkeitswirksam weiden würden, vor allem am liebsten nachts (siehe auch Post vom 08.03.2017). Dazu auch erwähnt das Projekt der Firma Agriversa eines Null-Emission-Stalls, das 2015 auf dem Milchrindtag in Güstrow vorgestellt wurde (siehe auch Post vom 05.03.2015); davon habe ich aber danach nie wieder etwas gehört.
Das Thema Akzeptanz der Milchviehhaltung in der Bevölkerung wurde nicht bearbeitet weil schon in anderen Projekten im Bereich der Sozialwissenschaften und da waren die Ergebnisse nicht besonders erfreulich. Denn die Akzeptanz ist dort besonders gering wo nicht viel Wissen dazu vorhanden ist und daran auch kein Bedarf gesehen wird. Der Ansatz solle sein in den Schulen anzusetzen, wo aber das größte Problem sei an die Lehrer heranzukommen...
2. Vortrag war von Hr. Hölzer vom Landeskontrollverband Sachsen-Anhalt über die künftige Rohmilchgüteverordnung. Die bisherige Milchgüteverordnung nach der die Qualitätsüberwachung der Milch erfolgt stammt von 1980; das war also Westdeutschland vor der Milchquote. Zudem liegt der Großteil davon in Verantwortung der Bundesländer was entsprechend der deutschen Kleinstaaterei das Ganze sehr unübersichtlich macht. Seit 2012 schon wird an einer neuen Verordnung gearbeitet; zunächst war eine komplette Streichung vorgesehen und nur noch die übergeordnete EU-Verordnung zu belassen, später dann doch eine bundeseinheitliche Verordnung mit deutliche weniger landesspezifischen Auslegungserlassen.
Ganz fertig ist es noch immer nicht, sodass es nur über den momentanen Stand ging.
Der Umrechnungsfaktor von Liter auf kg Milch wird von 1,02 auf 1,03 erhöht. Dass 1 Liter Milch mit 1030 statt bisher 1020 g gerechnet wird. Da ist man all die Jahre nicht rangegangen, weil mit der Milchquote es einer Quotenkürzung entsprochen hätte.
Größte Veränderung ist, dass nicht mehr die Aufsichtsbehörde des Bundeslandes zuständig ist in dem sich verarbeitende Molkerei befindet sondern das Land in dem der Geschäftssitz ist. Dann wird z.B. die Stelle in Niedersachsen für alle Lieferanten des DMK zuständig sein.
Fortsetzung folgt!
Benjamin
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