Sonntag, 15. März 2020

49. Tag des Milchviehhalters - Teil 2

Der 3. Vortrag am Donnerstag in Iden war von Prof. Steinhöffel vom LVG Köllitsch zu den aktuellen Herausforderungen der Grundfutterversorgung.
Neu wäre das Thema nicht, alle fünf Jahre würde er als dazu Vorträge halten, wahrscheinlich wären dann die schlechten Jahre wieder verdrängt. 2014 bis 2017 waren vier gute Jahre und 2018 und 2019 kamen gleich zwei sehr schlechte nacheinander. 
Der Umgang mit Futtermittelknappheit wäre früher immer ein Thema gewesen und nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Bewusstsein und vor allem auch der Ausbildung verdrängt worden, weil man mit dem Mangel nichts mehr zu tun haben wollte. Da erinnere ich mich auch daran, dass im Studium und in allen Büchern dazu nie etwas vorkam.
Als Beispiele nannte er die Rindermast in Namibia auf der Basis gehäckselter Akazien und Melasse als das Minimun wovon Rinder leben können, bei jedoch 36 Monaten Mastdauer und wahrscheinlich nicht den höchsten Schlachtgewichten. 
Des weiteren ein Beweidungsversuch in Köllitsch von ganzjähriger Weidehaltung ohne Zufütterung von Holsteins. Der Aufwuchs wurde analysiert und auch der Kot, um zu ermitteln was wirklich gefressen wurde. Beim Energiegehalt des Aufwuchses wären die Kühe zwischen September und März verhungert, so wenig war darin enthalten. Aber gefressen haben sie tatsächlich immer Energiegehalte wie frisches Weidegras/Grassilage so stark haben sie selektiert, was im Herbst und Winter entsprechend große Flächen braucht.

Die Strategien gegen Futterknappheit kann man unter "ordentlichem Wirtschaften" zusammenfassen:
- Futterbilanzierung, was an Futter vorrätig ist und was benötigt wird.
- Futterverluste reduzieren vom "Halm bis zum Trog", die lägen im Schnitt bei 39 %
- Futtermittelkunde, welche Futtermittel und in welcher Kombination eingesetzt werden können
- richtige Futtervorlage selber
Domestikation ist die Pflicht der Fütterung über die ganze Zeit.

4. Vortrag war von Hr. Engelhard vom ZTT Iden über Nebenprodukte aus der Lebensmittelproduktion. 
Wie stets eine Präsentation der Ergebnisse von Fütterungsversuchen zum Thema in Iden.

Allgemein haben Saftfuttermittel (Pressschnitzel, Biertreber, Schlempen...) Vorteile in der Verdauung weil sie Zellwand-Kohlenhydrate enthalten, die nicht den Pansen-pH-Wert absenken wie Stärke aus Getreide und leichter zu verdauen sind wie Cellulose ("klassische Faser") und dazu noch viel
pansenbeständiges Eiweiß.
Bei einem Fütterungsversuch mit 8 kg Biertreber gegenüber einer alternativen kraftfutterlastigen Ration konnte eine signifikante Mehrleistung erzielt werden, wenn auch möglicherweise der Pansen an seiner Grenze war mit der Verdauungskapazität.
2007 bei einem Versuch mit Pressschnitzeln von dem er auch bestimmt bei Binger Pressschnitzeltag 2013 berichtet hatte, ich mich aber nicht mehr erinnern kann, kam heraus, dass eine Menge von 20 kg Pressschnitzel pro Tag möglich sind. Also Frischmasse, in Trockenmasse dürften das 4,5 - 5 kg gewesen sein. 25 kg haben dann nicht mehr funktioniert.
Biertreber hat einen DCAB (Dairy Cation Anion Bilance) von - 180 meq, was beim Einsatz zu beachten wäre. Die genaue Einhaltung der Mineralstoffwechsel-Lage mit der DCAB (vergleiche auch Post vom 22.04.2020) hätte die Idener Herde in letzten Jahren am meisten vorangebracht.

5. Vortrag von Dr. Ebert von der Klink für Klauentiere der Uni Leipzig. Von ihr hatte ich schon mal bei einem Vortrag bzw. die anschließenden Demonstration gesehen (siehe Posts vom 06.02.2019 und 08.02.2019). 
In einem Projekt wurden in 11 Milchviehbetrieben in Sachsen Faktoren für das Auftreten von Klauenerkrankungen gesucht. Dabei wurde nach den Unterschieden zwischen den Betrieben mit weniger und mit mehr Lahmheiten geschaut.
Das sind natürlich keine Garanten für weniger Lahmheiten sondern nur Tendenzen:
- bessere Kondition der Kühe, weil dann auch mehr Fett in den Klauenpolstern
- mehr Platz in den Laufgängen und weniger enge Kurven
- planbefestige Böden statt Spaltenböden; wahrscheinlich kommt da der Effekt dazu, dass die Spaltenböden meist älter sind und glatter mit mehr Kanten usw.
Böden mit gewalztem Rautenmuster ("Kopfsteinpflaster") spreizt die Klauen zu sehr was schlecht für den Zwischenklauenspalt ist.
- eher Tief- als Hochboxen, dazu das Liegeboxenmanagement und die Abmessungen, dass die Kühe viel liegen
- mehrmals pro Woche Klauenpflege, dass die Kühe nicht so lange warten müssen
- ordentliche Dokumentation und vor allem Konsequenzen daraus
- häufigeres und konsequent durchgeführtes Klauenbad
- Klauenbad lange und tief genug, dass alle Klauen eintauchen
- Qualifikation des Klauenpflegers
- Klauenpflege auch schon beim Jungvieh vor der ersten Besamung
- Handhabung der Biosicherheit um Einschleppung von Keimen zu vermeiden

Benjamin

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