Dienstag, 5. Januar 2021

120 Jahre - Teil 2

Nochmal ein Nachtrag zu meinem Urlaub in der alten Heimat.
Eigentlich könnte es auch 121 Jahren sein (siehe Post vom 13.01.2020). Es heißt als "Baujahr um 1900". Und es steht immer noch, denn auch der Abriss und der geplante Neubau haben sich 2020 wegen Corona verzögert. So ein simpler Hausbau ist vom Genehmigungsaufwand nicht mit einem Kuhstall zu vergleichen, aber dann tagte der Bauausschuss der Gemeinde erstmal nicht und bis zur Baugenehmigung dauerte es dann insgesamt ein dreiviertel Jahr. 
In der zweiten Januarhälfte soll es dann endlich losgehen.
 
So sieht es momentan aus: Bis auf die zur Straße hin sind alle Fenster ausgebaut und an der Seite und nach hinten jeweils eins zu einem Eingang für die Abbrucharbeiten erweitert worden:
 




 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Das ganze Grundstück ist 14 m breit und bis zum Garten hin vielleicht 45 m lang. Also um die 650 m² groß, was heute für ein mittelgroßes Melkhaus reicht war damals ein ganzer Hof mit Wohnhaus, Schuppen, Ställen und Scheune. Von den 1930er bis 1950er Jahren für drei Generationen mit meist 6 - 7 Personen, Hund, Katzen, 4 Kühen, 4 Mastschweine, 2 Pferde und mehrere Dutzend Geflügel verschiedener Arten. 1957 wurde eines der Pferde durch den ersten Traktor (24er Deutz, könnte ein F2L 612/5 gewesen sein) ersetzt, das zweite blieb bis 1967 für die Arbeit im Wingert.
 
Auf dem nächsten Foto sieht man den Grund, warum das Haus abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden soll. Die haben damals nicht schlampig gebaut, aber nach 120 Jahren ist die Substanz nicht mehr die beste und vor allem hat sich einiges über die Zeit ziemlich bewegt. Das ganze Haus ordentlich zu renovieren wäre teurer als der Abriss und Neubau. Altbaucharme hin oder her aber neu ist neu und hat auch seine Vorteile: Es soll alles barrierefrei ebenerdig werden. Da kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass das sehr komfortabel ist, die Treppe im Melkstand sind die meisten Stufen die ich im Alltag steige.
Zudem muss man in den heutigen Zeiten das Geld in harte Werte anlegen. Es werden Billionen an Corona-Hilfen gezahlt und die Börsen erzielen neue Rekordkurse, aber die Zinsen bleiben niedrig. Und die Landwirtschaft bekommt auch wieder nix davon ab, die "Bauernmilliarde" geht fast ausschließlich in das Investitionsprogramm Landwirtschaft und wenn man sich mal anschaut was da gefördert wird (-> Link zur Positivliste) soll das einfach an die Landmaschinenindustrie durchgereicht werden:



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Das dritte Foto war passend zu einem Witz. Das ist "anthroposophische Elektroinstallation": Keine rechten Winkel. 
Strom kam um 1910 ins Dorf, wie schnell der sich durchsetzte weiß ich nicht. Laut den Erzählungen meines Großvaters wurden aber später die Dreschmaschinen mit Elektromotoren angetrieben, die direkt in die Freileitungen eingeklinkt wurden und vor dem Mittag ausgeschaltet werden mussten, dass das Netz nicht zusammenbrach wenn alle am Kochen waren. 
1995 wurde auf Erdverkabelung umgestellt und ich kann mich noch dran einnern wie der Strommast neben dem Haus meiner Eltern von einem Unimog des EWR (Elektrizitätswerk Rheinhessen, das örtliche Energiekombinat) abgebaut wurde:

Benjamin
 

 

 

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