Letzte Woche war ich auf der diesjährigen Testherdentagung der RBB. Als Jubiläum 10 Jahre RBBplus Testherdenprogramm und die Tagung erstmals außerhalb Brandenburgs. Und zwar in Bremerhaven aufgrund der Nähe zur ET-Station in Nückel, die besichtigt wurde (dazu mehr in einem späteren Post!).
Neben den Besichtigungen gab es wie immer den Tagungsteil mit den Fachvorträgen, auch wenn diesmal von etwas geringerem Umfang.
Hr. Dalle von der RBB stellte das Aktuellste aus dem Zuchtprogramm vor.
Brandenburg hat vorzeitig seinen Anteil am KuhVisions-Projekt erfüllt mit 20.000 typisierten weiblichen Rinder wovon 6.500 mehr als ein halbes Jahr in Milch sind und entsprechend Daten geliefert haben. KuhVision läuft Ende Juni nach drei Jahren aus, wird aber verlängert, weil nun die Datenerfassung für die Zuchtwertschätzung in großem Stil routinemäßig läuft.
Weiter geht es auch mit der Herdentypisierung, die nun günstiger angeboten werden kann, da mittlerweile in großem Stil läuft (hohe fünfstellige Anzahl pro Jahr). Wo genau die momentanen Kosten für die Typisierung liegen weiß ich nicht, dürfte zwischen 20 und 30 € sein. Mit der dadurch möglichen genaueren Anpaarung und der besseren Selektionsmöglichkeiten (Gesundheit, Lebensdauer, Leistung etc.) armortisiert sich das schon in der ersten Laktation.
Zweiter Vortrag war von Dr. Rensing vom VIT über die Gesundheitszuchtwerte, vor allem aus statistischer Sicht.
Die Stoffwechselkrankheiten (RZMetabol) haben nur 10 % Anteil am RZGesund weil die Erblichkeiten gering sind und die Datengrundlage nicht so umfangreich im Promille/niedrigen Prozent-Bereich.
Die Gesundheitszuchtwerte gibt es genomisch für die typisierten Tiere, aber nur wenige töchtergeprüfte für Bullen. Wenn einmal der genomische Zuchtwert entwickelt ist kann er auf alle Tiere der Rasse angewandt werden, für töchterbasierte Zuchtwerte braucht es aber die erfassten Gesundheitsdaten der Töchter der Bullen. Und diese Gesundheitsdatenerfassung fand bis zum Start von KuhVision nur in den Testherden von RBB und RinderAllianz in nennenswertem Umfang statt.
Die genomischen Gesundheitszuchtwerte erreichen eine Sicherheit von 47 %; knapp die Hälfte der Ausprägung kann der Zuchtwert vorhersagen. Da das VIT aber seit rund 20 Jahren im Rahmen der Milchleistungsprüfung die Abgangsursachen von über 10 Millionen Kühen als "harte" Gesundheitsdaten erfasst hat - nur auf Vorrat ohne expliziten Verwendungszweck - konnten diese mit einbezogen und die Sicherheit der Zuchtwertschätzung auf 57 % gesteigert werden.
Zusammenhänge zwischen den Zuchtwerte sind immer interessant. So korrelieren die einzelnen Zuchtwerte des RZGesund untereinander, auch positiv zu allen "klassischen" Zuchtwerten. Die einzigen Ausnahmen sind die Milchleistung zum RZEuterfit, genau 0 Korrelation. Sowie eine negative Korrelation des RZGesund zu den Exterieurkomplexen Typ und Körper. Die deutliche Aussage dazu "Die Zucht auf den kanadischen Typ ist gesundheitsbedingt nicht förderich." Was sich auch mit meiner Erfahrung deckt, dass die großen, scharfen Kühe mehr Probleme haben/machen.
Dann noch ein internationaler Vergleich zu Gesundheitszuchtwerten. Da hat man in Deutschland recht spät damit angefangen, hat die aber nun flächendeckend eingeführt und kommt mit großen Zuwachsraten in der Datenerfassung voran. Einzig vergleichbar sind die Niederlande, die wegen ihrer kleinen Population nicht so schnell sind, aber im Bereich der Klauengesundheit besser aufgestellt sind, da die Verbindung mit den Klauenpfleger zur Datenerfassung besser funktioniert.
Grob zusammengefasst: Auf Gesundheit züchten und alles andere kommt dann von alleine.
Fortsetzung folgt!
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