Donnerstag, 13. Juli 2023

Entwicklung - Fütterung

Zur Entwicklung der Fütterung allgemein in den letzten zehn Jahren fallen mir vier Punkte ein: Kompakt-TMR, Shredlage, GVO-freie Fütterung und Rohfaser.

Kompakt-TMR. Das war 2014 rum ein Trend aus Dänemark. Zunächst war ich da skeptisch, weil mehr Wasser in der Mischung die Nacherwärmung fördern würde. Heute sehe ich das Problem durch instabilen Silagen und mangelnde Futterhygiene bedingt.
Bei der Kompakt-TMR ist es das Ziel das eigentliche Konzept der TMR mit jedem Bissen eine ausgewogene Ration zu fressen durch die Verminderung der Futtetselektion zu erreichen. Einmal die Verringerung der Partikellänge auf unter eine halbe Maulbreite, bei der Rinder nicht selektieren können. Und andererseits das Kraftfutter durch Wasserzugabe an das Grundfutter zu "kleben" damit die Kühe es nicht herausschütteln und separat fressen können.
Das Kraftfutter wird mehrere Stunden lang eingeweicht, Melasseschnitzel sogar 24 Stunden lang und die fertige Ration noch eine viertel Stunde nachgemischt. 
Dieses lange Einweichen machte es für uns schon uninteressant, weil wir ja mehrere Mischwagenladungen am Tag füttern. Mittlerweile halte ich das auch einfach für Show.
Mit Wasser in die TMR zu geben fingen wir wie gefühlt der gesamte Nordosten Anfang 2017 an, nachdem im September 2016 bei heißem Spätsommerwetter der Mais vertrocknet war. Dann hatte man in der Maissilage lauter leichte, trockene Blätter die sich schlecht untermischen bzw. leicht selektieren ließen.
Das Wasser wurde dann zum Einstellen der Trockensubstanz und damit einem weiteren Faktor für die Kontinuität in der Fütterung beibehalten.

Shredlage war auch ein regelrechter Hype, um den es mittlerweile wieder ruhig geworden ist. Ursprünglich wurde das System von einigen Bauern aus den USA entwickelt; ein spezieller Cracker für den Feldhäcksler, der nicht nur die Maiskörner aufbricht sondern auch Blätter und Stängel auffasert. Bei für Maissilage sehr großen Häcksellängen (so 25 mm) gibt es trotzdem gute Verdaulichkeit und höhere Strukturwirkung, was als Vorteil für maisbetonte Rationen ohne zusätzliche Rohfaserkomponente gesehen wurde. Das Erfolgsgeheimnis der Shredlage vermutete ich einzig und allein in den ordentlich gecrackten Körnern. Dazu passt dass mir ein Bekannter mal erzählte er hätte die Originalstudie zur Shredlage gelesen und da wäre ein Jaguar mit Shredlage-Cracker mit einer Hesston Field Queen verglichen worden. Das ist ein Häcksler aus den 1970ern ohne Cracker und damit das Ergebnis natürlich klar.
Claas als Weltmarktführer für Feldhäcksler kaufte die Technologie 2016 auf und bietet sie seitdem als Ausstattungsvariante bei den Crackern an. 
Eigene Erfahrungen mit Shredlage habe ich eigentlich nicht. Wir hatten zwar 2017 ein Silo voll Maissilage von einem Lohnunternehmer mit Shredlage-Häcksler häckseln lassen. Aber das wurde dann auf allen Anlagen verfüttert und auch den Biogasanlagen um genügend Vorschub zu bekommen und da konnte man gar nichts vergleichen und wegen der kurzen Dauer auch keine Vorher-Nachher-Effekte.

GVO-freie Fütterung; darum ist es leider nicht still geworden. Vor 10 Jahren gab es das zwar schon, war aber die Ausnahme. Seit so 5 Jahren ist es eigentlich Standard und nur wenige Molkereien verzichten darauf.
Ich halte das Alles für Etiketten-Schwindel. GVO sind gentechnisch veränderte Organismen. GVO-frei bzw. das mittlerweile beliebte OGT - Ohne Gentechnik - bezieht sich ausschließlich auf die Futterpflanzen der Kühe, dass da keine gentechnisch veränderten dabei sind.  
Das hängt mit der "German Angst" vor Grüner Gentechnik zusammen, Rote (Medizin) und Weiße (Industrie) Gentechnik sind auf gesellschaftlicher Breite akzeptiert.
Der Lebensmittelhandel sah das als Möglichkeit mit einem vermeintlichen Mehrwert Gewinn zu machen, der natürlich weg war als es alle gemacht haben.
Insgesamt ist es eine reine Zertifizierungssache, dass nicht nur keine GVO enthalten sind sondern das es auch zertifiziert ist um die GVO-Freiheit belegen zu können. Ein riesiges Geschäft das nur aus Papier besteht und mittlerweile keine Wertschöpfung ergbringt; außer für die Zertifizierungsindustrie halt.
Knackpunkt ist Sojaextraktionsschrot, da in Süd- und Nordamerika viele gentechnisch verändert glyphosatresistente Sojabohnen in bodenschonenden und wassersparenden Direktsaatsystemen angebaut werden und dann bei zu den anderen Sojabohnen dazugekippt werden. Das stört ja auch niemanden, bis auf manche Europäer halt. Soja(schrot) ohne GVO-Anteil muss dann extra erfasst, transportiert usw. werden um als GVO-frei zertifiziert zu werden und ist entsprechend teuer. Daher die Absicht nicht GVO-frei zertifiziertes Soja durch andere Eiweißträger zu ersetzen. Nach Versuchen mit pansengeschütztem Rapsextraktionsschrot und blauen Lupinen sind wir um Schluss wieder bei Sojaschrot gelandet. Dann GVO-frei zertifiert, geringere Mengen und dafür mehr Rapsextraktionsschrot.

Bedeutung der Faser, was eigentlich schon die Zusammenfassung für diesen Post sein könnte. 
Weil ich die Bedeutung der Faser in der Rinderfütterung viel wichtiger ansehe als vor 10 Jahren.
Abgesehen von den Kälbern wird nicht das Rind gefüttert sondern sein Pansen. In der Fütterung des Pansens gibt es Eckpunkte die eingehalten werden müssen. Bei der Versorgung mit Faser ist die Menge von der Körpermasse abhängig. Eine schwere Kuh braucht mehr Faser als eine leichtere. Bei gleicher Körpermasse kommt eine Kuh die mehr frisst mit einem geringeren Fasergehalt im Futter aus weil sie in der Summe dann genügend Faser frisst.  
Nicht die relative Faser ist entscheidend sondern die absolute!
 
Benjamin 

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