Donnerstag, 27. Mai 2021

Verschluss

Gusty ist in der 4. Laktation und steht aktuell trocken, in 3 Wochen soll sie zum 5. Mal kalben.
 
Jetzt hatte sie einen Scheidenvorfall (Prolaps Vaginae), wobei die Scheide auf "links" ein Stück weit rausgedrückt wird. Das ist quasi die kleine Variante des Gebärmuttervorfalls (Prolaps Uteri; siehe Posts vom 28.08.2014, 09.07.2016 und 24.11.2019). Beim Gebärmuttervorfall ist es aber lebensgefährlich, weil die ganzen Blutgefäße abgedrückt werden und zudem extreme Verletzungsgefahr besteht. Beim Scheidenvorfall ist nur die Verletzungsgefahr wenn eine andere Kuh direkt drauftritt. Der Vorfall geht auch nur bis zum Gebärmutterhals, was dann rauskuckt ist ungefähr so groß wie ein Volleyball. 
 
Bisher hatte ich in meiner Laufbahn zwei Scheidenvorfälle mitbekommen: Einmal im Sommer 2013 bei einer nicht tragenden Kuh, die deswegen später auch wegging und vor genau zweieinhalb Jahren ein schwerwiegender Fall (siehe Post vom 24.11.2018), bei dem dann ein Kaiserschnitt notwendig war.
 
Bei Gusty war es schon einige Zeit gewesen, dass man immer wieder mal ein Stück sah, wurde aber am Wochenende schlimmer. Die letzten Tage war es dann nicht, trotzdem hat unser Tierarzt gestern sicherheitshalber einen Verschluss gemacht. 
Dafür wird die Kuh unter Epiduralanästhesie gesetzt. Das wird zwischen die Schwanzwirbel in den Rückenmarkskanal gespritzt und wirkt auf das Rückenmark. Dadurch gibt es eine lokale Betäubung und die Kuh spürt von der Maßnahme nichts. Das gleiche wird beim Gebärmuttervorfall gemacht und bei der Schwanzamputation (siehe Post vom 09.01.2016).
 
Durch beide Schamlippen werden zwei Löcher gestochen und mit einem sterilen Band - vergleichbar mit einem Schnürsenkel - zusammengebunden.
Wenn sie anfängt zu kalben muss der Verschluss natürlich wieder aufgeschnitten werden, dass es nicht ausreißt. Das sollte dann eigentlich problemlos verlaufen, die nicht problemlose Ausnahme wäre der letzte Fall damals gewesen.

Benjamin



1 Kommentar:

  1. Update: Gusty hat am Dienstag gekalbt. Wie sie angefangen hat zu pressen habe ich mit dem Taschenmessr das Band durchgeschnitten und rausgezogen, ging ganz einfach und war eigentlich idiotensicher. Es war zwar eine Schwergeburt von einem Masthybriden (SBT x WBB) mit 55 kg aber zu keiner Zeit hatte ich Angst, dass doch was mit rauskommt. Also die 80 % problemlos erwischt.

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