Sonntag, 7. März 2021

DCAB - Teil 1

Der DCAB und die Fütterung von sauren Salzen an Transitkühe war mir rein vom Begriff her aus dem Studium bekannt, näher behandelt wurde es dort aber nicht. Das war damals in Rheinland-Pfalz auch nicht so von Bedeutung. Daher war das für mich auch lange Zeit was für die absoluten Profis in den oberen Leistungsklassen. Aber seit ich in der Kuhbranche bin ist in Brandenburg die Milchleistung um über 1.000 kg pro Jahr gestiegen und damit nimmt die Bedeutung zu.
 
Die calciumreduzierte Fütterung wird schwieriger umzusetzen, da die Kühe mehr fressen, was sie auch sollen für eine gute Energieversorgung um nicht schon vor der Kalbung in eine Ketose zu rutschen. Der Calciumgehalt im Futter kann aber nicht beliebig abgesenkt werden um die Gesamt-Calciumaufnahme niedrig zu halten. 

Daher ist es zunehmend wichtiger den DCAB zu beachten. Wie der ausgeschriebene englische Namen Dietary Cation Anion Balance beschreibt ist es das Verhältnis von Kationen zu Anionen. Es sind nur die starken Kationen und Anionen von Bedeutung:
Natrium
Kalium
Chlor
Schwefel

Das ist die Formel, in der die Gehalte in g pro kg Trockenmasse eingesetzt werden:

meq = 43,5 x Na + 25,6 x K - 28,2 x Cl - 62,3 x S

meq bedeutet Milliäquivalent und ist dann in der weiteren Verwendung nur noch eine Zahl wie z.B. der RNB auch.

Gras, Klee, Luzerne und Heue haben hohe DCAB, Maissilage und Stroh weniger, Getreide um die 0, Pressschnitzel und Biertreber negativ, Raps wegen dem hohen Schwefelgehalt noch negativer, Soja dagegen wegen dem Kaliumgehalt wiederum deutlich positiv.
Die Tabellenwerte sind jedoch wenig hilfreich, da durch Standort, Witterung und Düngung die Ionengehalte extrem schwanken können. Daher sind Mineralstoffanalysen der Silagen oder Rationen nötig.
Die Berechnung des DCAB ist auch nur für die grobe Richtung, die weitere Einstellung muss über das Fütterungscontrolling erfolgen.

Für die Transitfütterung ist der DCAB auf + 100 bis + 200 meq einzustellen, besser um die + 130 bis + 150 um nicht zu schnell in den Grenzbereich zu kommen. Durch die saurere Fütterung sinkt der pH-Wert im Körper und Calcium (Ca2+) wird aus den Knochen ausgelagert und gleichzeitig mehr Calcium aus dem Futter aufgenommen. Also der gleiche Effekt wie bei der calciumarmen Fütterung, aber es kann und muss sogar mehr Calcium gefüttert werden weil die Nieren auch viel aus dem Blut in den Harn ausscheiden. Da ist es quasi Durchfluss-Calcium.

Vom Futter her sind solche Futtermittel auszuwählen, dass der DCAB sinkt. Meist wird grasarm gefüttert, weil man sonst wegen der hohen Kaliumgehalte schwer unter die +200 meq kommt. Grassilage ist meist kaliumreich da Grünland überwiegend mit Gülle gedüngt wird und die Kühe viel Grassilage bekommen und es sich dann mit der Zeit in diesem Kreislauf angereichert hat. Von der Empfehlung speziell dafür kaliumarme Grassilage von extensiv geführten Flächen zu produzieren halte ich nicht viel, weil das ein weiteres Futtermittel für die Pflanzenproduktion ist und bei Kleinbetrieben dann ein unverhältnismäßig hoher Aufwand.
 
Der DCAB-Bereich von 0 bis +100 meq soll gar nicht funktionieren. Ich vermute, dass ich damals vor der Nachtschicht (siehe auch Post vom 25.12.2013) mit der Ration aus Maissilage, Grassilage, Stroh und Rapsschrot genau in diesen Bereich geraten war.
Weiter runter zwischen - 100 und 0 meq ist dann die Fütterung mit sauren Salzen. Das sind Sulfat- oder Chloridsalze mit meq um die -10.000 pro kg. Da ist ein noch engmaschigeres Controlling nötig um Fehldosierungen zu vermeiden, denn Überdosierung vermindern die Futteraufnahme weil meist schlecht schmeckt und die Kühe zu sauer werden und den Appetit verlieren. 
Und es muss mehr Calcium gefüttert werden, weil sich das "Durchfluss-Calcium" erhöht.
Die Einstellung der sauren Salze wird am Harn überprüft, am besten 1-2x wöchentlich. Recht einfach mit dem pH-Wert, der um die 7 liegen sollte oder noch aussagekräftiger mit Laboranalysen zur NSBA (Netto-Säure-Basen-Ausscheidung) oder der Calciumausscheidung, dem "durchgeflossenen" Calcium.

Die Arbeit mit sauren Salzen erfordert ein hohes Niveau in der Fütterung bietet aber eine gute Möglichkeit insbesondere subklinisches Milchfieber und die damit verbunden Gesundheitsprobleme stärker zurückzudrängen.

Benjamin

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