Freitag, 26. Februar 2021

Bilanz vom Winter

Ging es letzte Woche innerhalb von zwei Tagen vom tiefsten Winter in den Frühling waren es heute dann mit einstelligen Plusgraden wieder normale Temperaturen für Ende Februar.
Jetzt ziehe ich mal eine Bilanz vom "richtigen" Winter dieses Jahr.
Es war 9 Tage lang Dauerfrost, morgens als zwischen -12 und -16 °C und nachmittags zwischen -4 und -8 °C. Die Durchschnittstemperatur dürfte so um die -9 °C gelegen haben. Ein Kälterekord war das bei weitem nicht, die liegen hier in Brandenburg so um die -25 °C. Das außergewöhnliche war eher die Dauer von 9 Tagen.
In meinem Umfeld schätzt man das ein, dass das ein Winter war wie er so alle 10 Jahre vorkommt.
 
Meine Gedanken dazu:
- Die Produktion ist weitergelaufen. Alle Tieren haben zu fressen und saufen bekommen und die Kühe wurde allesamt zweimal täglich gemolken. An der Milchleistung hat man gar nichts gemerkt.
- Die Mitschieber sind nicht festgefroren. Die liefen rund um die Uhr. Aber es hat sich nach und nach Gülleeis gebildet, das die Abwurfschächte teilweise verstopft hat.
- Auf den Spaltenböden ist der Kot festgefroren, aber an wärmeren Nachmittagen auch wieder getaut.
- Die meisten Tränken sind nicht eingefroren mit Kreislaufsystem oder am Rücklauf der Milchvorkühlung sowie solche mit genügend Tieren dran. Die Einzeltränken (Schalentränken u.ä.) sind dagegen zum größten Teil eingefroren. Gab dabei auch einige Frostschäden.
- Um die betroffenen Gruppen zu versorgen (aus Bottichen) ist das Milchtaxi eine große Erleichterung. Das hatte ich nämlich noch nicht als letztmals Tränken eingefroren sind (siehe auch Post vom 08.04.2018).
- Die Melktechnik ist mit den Heizgebläsen nicht eingefroren.
- Im Kälberstall stand die Luft weil bei den über Tagen geschlossenen Curtains der Luftaustausch zu gering war.

Fazit:
- Es lohnt sich in unseren Breiten nicht die Anlagen frostsicherer zu bauen. Ein solches 10-Jahres-Ereignis muss ein Stall nur 3 bis 5 Mal in seiner Nutzungsdauer aushalten. Und das hat ja ohne große Probleme geklappt. Für Jahrhundertwinter gerüstet zu sein bedeutet dann einen unverhältnismäßig hohen Aufwand.
- Aber in jedem Winter bei normalem Frost ist die Reinigung von Kälberiglus ein Problem. Da macht eine beheizte Fläche schon Sinn. (vgl. Post vom 21.02.2018).
- Hitzestress ist viel problematischer, wenn man bedenkt, dass jetzt keine Kühe gefroren haben, aber ihnen das halbe Jahr zu heiß ist. (Siehe auch Posts vom 26.05.2018, 23.03.2019 und 07.05.2019)

Lesetipp zu Thema: In der Elite Impulse 2/2020 war ein Bericht über die Milchproduktion in Alberta, im Winter bei bis zu - 40°C und dann das Jungvieh draußen!

Benjamin

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