Dienstag, 28. November 2017

Unterwegs im November - Teil 3

Langsam geht der November zu Ende und ich habe noch so viel zu berichten, wo ich überall unterwegs war. Im November sind immer sehr viele Veranstaltungen, möglicherweise merken dann die einzelnen Organisationen, "dass sie in diesem Jahr noch was machen müssen."

Vor zwei Wochen war ich auf dem Kälber- und Jungrinderseminar der Landesforschungsanstalt in Güstrow. Es hat sich richtig gelohnt, selten bin ich von einer Veranstaltungen mit so vielen neuen Erkenntnissen und Anregungen heimgekommen.
Galten die Kälber lange Zeit als Kostenverursacher, die keine Milch geben hat sich mittlerweile die Sichtweise doch dahin geändert, dass es die künftigen Kühe sind und man nicht an der falschen Stelle sparen darf. Diese Entwicklung habe ich in den letzten zehn Jahren doch deutlich miterlebt.

Am interessantesten waren die Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt der Hochschule Neubrandenburg.
Es wurde verglichen zwischen Tränkekälbern, die 10 oder 12 l Milch am Tag bekommen. Die mit 12 l soffen zwar im Schnitt nur 0,7 l mehr, aber die größere Menge reduzierte extrem den Stress, denn die Kälber haben dadurch das Gefühl am Tränkeautomat jederzeit was bekommen zu können. Zudem saufen sie dann auch nicht mehr so hastig, was Verdauungsprobleme reduziert. Und dass Kälber erst ab dem Alter von sieben Wochen nennenswert Festfutter aufnehmen, weil das Vormagensystem nun mal Zeit zur Entwicklung braucht. Erst danach sollte die Milchmenge reduziert werden und dann auch nicht zu schnell.
Der zweite Teil des Projekts war die Konditionsbeurteilung von Jungrindern. Nicht so einfach wie bei mir, dass ich eine Kuh innerhalb von 12 Sekunden einstufe (siehe Post vom 25.06.2017) sondern auf 9 Einzelmerkmale aufgeteilt, weil der Zielkorridor für die optimale Kondition doch recht eng ist. Als Ergbenis kam heraus, dass die zur Kalbung zu fetten Färsen schon immer fett waren und die zu dünnen schon immer dünn. Die Schlussfolgerung daraus, das Wachstum und damit die Verfettung rechzeitig zu bremsen, abhängig von der Entwicklung der einzelnen Färse.

Von der Landesforschungsanstalt gab es eine schöne Studie zum Energiebedarf unterschiedlich schwerer Kälber, eigentlich einfach Rechenarbeit. Ein neugeborenes Kalb hat schon einen Bedarf zur Erhaltung von rund 4 Liter Milch, sobald schon schwerer ist und noch dazu Winter ist es bei der restriktiven Tränke schnell zu Ende mit dem Wachstum.

Die Zusammenfassung der Veranstaltung - der heutige Stand der Kälberfütterung: Das erste halbe Jahr richtig Vollgas füttern mit viel Milch und Trocken-TMR, dann ab einem halben Jahr bremsen, dass sie nicht zu fett werden.

Benjamin

1 Kommentar:

  1. Hallo Benjamin,

    es macht Spaß Deinen Blog zu lesen und dein Artikel hier über die Kälberzucht und das Tränkverhalten sehr einleuchtend.

    Wenn man Dinge so liest, ist immer alles logisch. Komisch, dass ich nicht vorher drauf gekommen bin :-)

    Schöne Grüße

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