Dienstag, 16. August 2022

Zuchtwertschätzung Aug 22

Letzten Dienstag gab es vom VIT die aktuelle Zuchtwertschätzung für August.

Änderungen bei Zuchtwerten oder eine Basisanpassung gab es nicht, also relativ unspektakulär.
 
Im Studium war ich im letzten Jahrgang der noch die klassische Zuchtwertschätzung mit den töchterbasierten Zuchtwerten gelernt habe. Die genomischen Zuchtwerte, damals noch in weit geringerem Umfang als heute wurden genau parallel zur Vorlesung im April 2010 veröffentlicht.
Aber in der Praxis war ich dann von Anfang an auf die genomischen Zuchtwerte eingestellt.
Und trotzdem dachte ich mir jetzt mal wieder wie schnelllebig die Zucht geworden ist, mit dem Zuchtfortschritt klettern die Zuchtwerte in immer neue Höhen trotz den Basisanpassungen.
 
Die Top 10 bei den genomischen Bullen liegt bei über 160 RZG und 2.500 RZ€.
Die Top 10 bei den töchtergrprüften Bullen liegt bei über 150 RZG und 2.000 RZ€.
Diese Unterschiede sind nur durch die drei bis vier Jahre Altersunterschied und der zwischenzeitlich stattgefunde Zuchtfortschritt bedingt.
 
Sehr deutlich wurde es mit anhand der Fett-Eiweiß-Kilo (FEK). Da vererben die Bullen Milchleistung (meist positiv) und Inhaltsstoffe (Fett und Eiweiß, jeweils negativ und oder positiv). Eigentlich fast immer kommen dann positive Werte für Fettmenge und Eiweißmenge heraus.
An Fageno (https://service.vit.de/bulli-web/#/interbull/bulle/276000120551058) kann ich mich sehr gut erinnern, er war im August 2013 einer/der (?) Erste der mehr als 100 kg Fett+Eiweiß vererbte. Heute sind es nach mehreren Basisanpassungen immer noch 79 kg.

Bei den genomischen Bullen sind mehr als 100 FEK in den letzten Jahren üblich geworden, bei den töchtergeprüften sind auch einige dabei.
Aber es hat mich schon überrascht, dass die Spitze mittlerweile über 150 kg geht. Welch genetisches Leistungspotential da in unseren Rindern steckt. Bloß wie immer ist Genetik nur ein kleiner Baustein und die Fütterung viel wichtiger um dieses Leistungsvermögen auszuschöpfen. Und dann leben wir in den Zeiten immer strengerer Düngereglementierungen und Dürrejahren, in denen nur noch Quantität zählt...
 
Die dritthöchsten FEK mit 171 vererbt Picard (https://service.vit.de/bulli-web/#/interbull/bulle/442000318176026), ein Brandenburger Bulle, aus Luxemburg stammend. Er ist sowohl nach RZG als auch RZ€ jeweils der vierthöchste in den Listen der genomischen Bullen. 
Bei den töchtergeprüften Bullen vererbt mit Garido (https://service.vit.de/bulli-web/#/interbull/bulle/276000122629481) ein Brandenburger Bulle die meisten FEK: 162 kg. Damit ist er auf dem Niveau der Spitzengruppe der genomischen Bullen in diesem Merkmal.
 
Für mich natürlich bei jeder Zuchtwertschätzung: Hype, https://service.vit.de/bulli-web/#/interbull/bulle/276001264519228
Nach RZG ist er bei den töchtergeprüften Bullen mit 138 auf Rang 70, nach RZ€ mit 1434 auf Rang 129. Dieser recht große Unterschied kommt von seinem RZE von 125, der in den RZ€ nicht einfließt, Schönheit verdient halt kein Geld.
 
Da hatte ich mich etwas verschätzt, im Sommer 2016 sagte ich, es wäre unwahrscheinlich, dass er es in den Wiedereinsatz mit Töchterzuchtwert schafft. Im Mittel kommen pro Bullen geschätzte 2.500 - 3.000 Töchter in die Milchleistungsprüfung, wobei es von ein paar Hundert bis fünfstellig reicht. Hype hat momentan 3.619 und ist damit doch überdurchschnittlich.
Aber trotz Wiedereinsatz ist er nicht mehr im Angebot der RinderAllianz, das hatte ich gar nicht mitbekommen... Genetisch ist seine Generation "durch". Viele seiner Töchter sind schon in der dritten Laktation und er hat auch schon Enkelinnen in Milch. Zum Generationsintervall siehe Post vom 10.03.2022.
 
Benjamin

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