Teil 2 des Gastbeitrags.
Erfahrung mit verlängerter Laktation – Nun die eigentlichen Erfahrungen:
Eine detailierte Planung der Anzahl der Kälber wie im ersten Teil angesprochen gibt es in Bingen (noch) nicht. 2018 habe ich mit der Übernahme der Zucht angefangen auf die vLak zu setzen, dies wurde durch die abrupte Verlängerung der freiwilligen Wartezeit (FWZ) erreicht. Vor 2018 wurde eine FWZ von 50 Tagen eingehalten, ich habe dies dann sofort geändert auf 60 Tage und kurz darauf begonnen mit der tierindividuellen FWZ für alle Kühe. Ein Ausprobieren vorab gab es nicht.
Die FWZ berechne ich auch noch aktuell für jedes Tier individuell am 60. Laktationstag nach folgender Formel:
bisherige Peakleistung [kg] * 2.
bisherige Peakleistung [kg] * 2.
Diese ist eingegrenzt auf ein Intervall von 60 auf 120 Tage.
Seit 2020 für die Färsen * 3.
Die Zwischenkalbezeit lag 2018 bei 384 Tagen und aktuell bei 420 Tagen. Deutlich wird die verlängerte FWZ bei der Rastzeit, diese stieg von 81 auf 116 Tage. Die Nonreturn-Rate (NR90) und der Besamungsindex veränderten sich kaum (NR90 von 53 auf 54 %; BSI beide 1,7). Jedoch sind beide
gefühlt besser geworden. Insbesondere weil v.a. die hochleistenden Kühe vor der Besamung mehrfach brünstig waren und so wahrgenommen wurden.
Was deutlich gesunken ist, ist der Hormoneinsatz für z.B. OvSynch-Programm, dieser beträgt noch etwa ein Drittel.
Außerdem ist die Anzahl der Kalbungen um 20 % gesunken. Dies macht eine deutliche Arbeitserleichterung aus, bzw. reduziert die „Abkalbespitzen“ in denen mehrere Tiere zum Kalben anstehen und die Abkalbeboxen voll belegt sind.
gefühlt besser geworden. Insbesondere weil v.a. die hochleistenden Kühe vor der Besamung mehrfach brünstig waren und so wahrgenommen wurden.
Was deutlich gesunken ist, ist der Hormoneinsatz für z.B. OvSynch-Programm, dieser beträgt noch etwa ein Drittel.
Außerdem ist die Anzahl der Kalbungen um 20 % gesunken. Dies macht eine deutliche Arbeitserleichterung aus, bzw. reduziert die „Abkalbespitzen“ in denen mehrere Tiere zum Kalben anstehen und die Abkalbeboxen voll belegt sind.
Seit Ende 2018 wird auch die weibliche Nachzucht genomisch getestet, seit 2019 auch als Teil des Projektes KuhVision. Eine Selektion anhand der Zuchtwerte findet (noch) nicht statt, jedoch die gezielte Anpaarung auf Basis der Werte. So ist in den letzten 4 Jahren das genetische Niveau der Kühe von RZG 105 auf 109 und bei den Färsen von 107 auf 113 gestiegen. Das Leistungsniveau (Milch-kg ECM pro Jahr) stieg von 10.850 auf 11.840.
Als problematisch kann sich in Betrieben ohne Fütterungsgruppen die Verfettung der Altmelker erweisen. Auch wenn wir mit einem einzelnen Melkroboter keine Fütterungsgruppen haben, gibt es diese Probleme bisher nicht in größerem Umfang wie zuvor. Die Extreme in der Kondition, sowohl nach unten als auch nach oben, sind nicht wirklich ausgeprägt. Hier zeigt sich besonders die genetische Disposition der Kondition bei den Kreuzungstieren mit Fleckvieh-Vater oder Fleckvieh-Großvater. Diese Kühe sind deutlich stärker von Verfettung betroffen, auch wenn sie kürzere Zwischenkalbezeiten haben.
Allgemein haben es Betriebe mit Fütterungsgruppen einfacher, als Betriebe
mit einer Ration. Dieser Vorteil verstärkt sich bei der vLak nochmals deutlich.
Das öfter thematisierte „von alleine Trockenstellen“ bei altmelkenden Tieren von über 450 Laktationstagen konnte bisher in keinem einzigen Fall gesehen werden. Jedoch gab es einzelne Kühe, die zum Trockenstelltermin nur noch 10 bis 12 kg Milch hatten. Aber genauso gibt es, insbesondere Jungkühe, die dann noch bei 25 kg und darüber liegen. Hier ist es wichtig zukünftig auch Daten aus
den Vorlaktation einfließen zu lassen, und den idealen Besamungsintervall noch genauer zu planen.
mit einer Ration. Dieser Vorteil verstärkt sich bei der vLak nochmals deutlich.
Das öfter thematisierte „von alleine Trockenstellen“ bei altmelkenden Tieren von über 450 Laktationstagen konnte bisher in keinem einzigen Fall gesehen werden. Jedoch gab es einzelne Kühe, die zum Trockenstelltermin nur noch 10 bis 12 kg Milch hatten. Aber genauso gibt es, insbesondere Jungkühe, die dann noch bei 25 kg und darüber liegen. Hier ist es wichtig zukünftig auch Daten aus
den Vorlaktation einfließen zu lassen, und den idealen Besamungsintervall noch genauer zu planen.
Fazit nach 4 Jahren: Erfolgreich. Es haben sich keine Fruchtbarkeitsparameter verschlechtert. Die Anzahl der Kalbungen ist gesunken. Die Anzahl von Fällen von Stoffwechselkrankheiten ist noch deutlicher gesunken.
Meines Erachtens kommt die Kritik v.a. aus dem Bereich der Zuchtverbände, die Sperma und Zuchtvieh verkaufen wollen. Teilweise mit auch sehr merkwürdigen Argumenten, wie dass eine vLak nicht geht, da man dann keine Pregnancy-Rate ausrechnen kann...
Die wichtigste Voraussetzung für ein erfolgreiches Nutzen der vLak ist ein straffes Management und eine angepasste Fütterung. Jeder Betrieb der zu den +25% gehört müsste das hinbekommen.
Genauso zu sagen ist aber auch, dass die vLak nicht zur Ausrede von Fruchtbarkeitsproblemen dient, sondern Potenziale in guten Betrieben erschließt, die vorher durch „gute“ Fruchtbarkeit (sprich dauerhaft niedrige ZKZ durch gutes Management) nicht erschließbar waren.
Dies gilt insbesondere für die Persistenz in der Laktation.
Bei uns steht nun im nächsten Jahr eine genaue Planung an, wie ich es im ersten Teil beschrieben habe. Perspektivisch möchte ich die ZKZ auf etwa 450 Tage ausdehnen und gesextes Sperma beim Jungvieh einsetzen und dann weibliche Kälber mit Hilfe der genomischen Zuchtwerte selektieren.
Sollten zu den beiden Posts Fragen bestehen so kann ich sie gerne weiterleiten.
Benjamin
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