Samstag, 28. Mai 2022

Große Erfindungen - Melkmaschine - Teil 2

Über die Bestandteile der Melkmaschine:

Die Vakuumpumpe erzeugt das Vakuum um die Milch abzusaugen und die Zitzengummis zu bewegen. Meist ist es eine Drehschieberpumpe wie bei einem Kompressor-Güllefass. 
Dazu gehören ein Vakuumregelventil und ein Pufferbehälter um Schwankungen in der Vakuumhöhe z.B. durch Lufteinbrüche an den Melkzeugen auszugleichen. Sowie ein Manometer zur Kontrolle.
 
Pulsatoren, die das Vakuum quasi ein und ausschalten und sich so die Zitzengummis im Zitzenbecher bewegen . Vakuum - Zitzengummi öffnet sich und Milch fließt, Normaldruck - Zitzengummi schließt sich. Öffnen und Schließen verläuft in vier Phasen was eine Wissenschaft für sich ist. Diese vier Phasen dauern ca. 1 Sekunde, diesen Takt hört man deutlich am Klacken der Pulsatoren. Das empfinde ich als entspanndes Geräusch beim Melken weil einer ruhigen Herzfrequenz entsprechend.

Die Melkzeuge mit den Zitzengummis:
 
Zitzengummi. Die gibt es in rund, dreieckig und viereckig, in Silikon oder Gummi mit unterschiedlichen Kopfweiten. Als Monoblock, bei dem Zitzengummi und der kurze Milchschlauch zum Sammelstück aus einem Stück bestehen oder als klassischer Zitzengummi mit separatem kurzen Milchschlauch, bei denen sich dann ein Schauglas zur Kontrolle des Milchflusses dazwischen befindet.
Auf dem Foto ist ein runder Monoblock aus Gummi von DeLaval (glaube bei denen gibt es gar keine Zitzensilikone). Das Maßband daneben dient als Größenvergleich.


 



 

 

 

 

 

 

 

 

Melkzeug in Melkposition damals bei meiner simulierten Kuh (vergleiche auch Post vom 02.05.2017), weil sauber und schön ausgerichtet.

1 - Zitzenbecher, hier aus Kunststoff, weil dadurch ca. 200 g leichter, was am Tag über eine halbe Tonne ausmacht.
2 - kurzer Pulsschlauch
3 - kurzer Milchschlauch mit dem dazwischen gefügten Injektor für die Melkzeugzwischendesinfektion.
4 - Pulsverteiler zu den einzelnen Zitzenbechern
5 - Sammelstück, auch Zentrale genannt
6 - langer Milchschlauch vom Sammelstück zur Milchleitung
7 - zwei lange Pulsschlüche vom Pulsator zum Pulsverteiler
8 - Abnahmekette, häufiger eine Abnahmeschnur
9 - hier ist bei separatem Zitzengummi statt Monoblock das Schauglas


 




 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Milchleitung die zur Milchschleuse bzw. Milchabscheider führt, bei der die Milch im Vakuumstrom nach unten fällt zur Milchpumpe die sie zum Milchfilter transportiert.
Über der Milchschleuse ist das Ausdehnungsgefäß in dem die Milch bei überfließender Milchschleuse fließt, weil z.B. einfach zu viel Milch auf einmal kommt oder der Milchfilter mit zu viel Stroh und Dreck bei schlecht gereinigten Eutern verstopft ist und die Milchpumpe nicht gegen den Widerstand ankommt. Im Ausdehnungsgefäß schwimmt dann ein Ball auf und sperrt die Vakuumversorgung ab. So kann keine Milch dahin gelangen und die Piulsatoren und Vakuumpumpe verunreinigen/beschädigen. 
 
Die Spülleitung mit den Spülaufnahmen. Dabei werden zur Reinigung der Melkmaschine die Melkzeuge statt an die Euter an die Spülleitung angeschlossen und die Reinigungslösung im Kreis gemolken. Über einen Spülautomaten eird das Reinigungsprogramm abgespielt mit Vorspülen, Hauptspülen und Nachspülen. Mit saurem oder alkalischen Reinigungsmittel oder als Kochenwasserreinigung.
 
Es gibt eine Reihe weiterer Ausstattungsmöglichkeiten für Melkmaschinen. 

Automatische Melkzeugabnahme, die bei nachlassendem Milchfluss zum Melkende das Vakuum abschaltet, sodass das Melkzeug nicht mehr am Euter haften bleibt und es mit einer Schnur (oder Kette) wegzieht.

Milchmengenmessgerät, hier der linke zylindrische Behälter, der rechte ist der Probennehmer für die Milchkontrolle. Das ist das DeLaval MM15 (Milkmeter), funktioniert als "Wiegetasse" über die Gewichtskraft. Es gibt auch welche mit Infrarottechnik. Für mich ist die Milchmengenmessung schon immer Standard gewesen und das wichtigste Managementwerkzeug, weil man daraus so viel über Gesundheit und Fütterung ableiten kann.


 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tiererkennung und Melkplatzterminals. Die Tiererkennung mit Halsband/Fuß/Ohrmarkentransponder. Damit kann man die Milchleistung einer Kuh zuordnen und an den Terminals auch Informatioenn zu jeder gerade gemolkenen Kuh anzeigen lassen.

Stimulation. Es dauert ca. 45 Sekunden bis die Kuh das Oxytocin ausschüttet und die Milch in die Euterzisterne einschießt. Beim Melkkarussell ist es recht einfach weil die Kuh diese Zeit braucht vom Vormelken bis zum Ansetzender Melkzeuge zu fahren. Im Fischgräten/Side-by-Side-Melkstand kann man nicht nacheinander bei einer Kuh Vormelken, Abputzen und Ansetzen, weil dann das Melkzeug schon am Melken ist, aber noch keine Milch fließt was schädlich für das Euter ist. Also entweder mehrere Kühe nacheinander Vorbereiten oder eine Stimulation. Dabei wird die Freuquent der Pulsatoren erhöht (so 150 pro Minute) was ein flatterndes Geräusch gergibt. Die Zitzenbecher bleiben am Euter haften, aber es fließt keine Milch weil sich die Zitzengummis zu schnell öffnen und schließen. Wenn der Milchfluss einsetzt bzw. nach eine bestimmten Zeit wird auf die normale Melkpulsation umgeschalten.

Zwischendesinfektion der Zitzenbecher nach jeder Kuh um Übetragungen von Krankheitserregern von Kuh zu Kuh zu vermeiden. Da gibt es verschiedene Systeme, Backflush das über den langen Milchschlauch das Sammelstück und die Zitzenbecher durchspült und bei Airwash von DeLaval mit deutlich weniger Wasser in die kurzen Milchschläuche einspritzt.

Automatische Dippsysteme, die beim Abnehmen der Melkzeuge die Zitzen gleich dippen. Ausführlicher im Post vom 14.03.2019.

Benjamin

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