Jetzt kommen die letzten Folgen der Miniserie über die großen Erfindungen für die Milchkuhhaltung.
Das Melken ist die grundlegende und auch heute noch zeitlich umfangreichste Arbeit in der Milchproduktion. Daher ist die Melkmaschine die wichtigste Erfindung.
Beim Handmelken sind der Melkleistung biologische Grenzen gesetzt. Einmal die Oxytocinausschüttung im Gehirn, wenn die Kuh nach dem Vormelken die "Milch laufen lässt" analog dem Säugen des Kalbes. Das wirkt nur so 7 bis 8 Minuten, ungefähr was ein Kalb an Zeit für eine Mahlzeit braucht.
Beim Handmelken muss der Melker die Kuh in dieser Zeit ausgemolken haben. Früher bei den Zootechnikern war das Ausbildungsziel 1 kg pro Minute,das war schon ambitioniert und für mich persönlich sehe ich es als unerreichbar an. Einerseits habe ich "nur" Vormelken gelernt und nie auf Leistung und andererseits sind die Euter der heutigen Kühe auf das Melken mit der Melkmaschine gezüchtet mit deutlich kürzeren und dünneren Zitzen, die schwerer von Hand zu melken sind.
Die Melkmaschine kann deutlich schneller melken, auf allen vier Strichen gleichzeitig und mit entsprechender Auslegung auch so schnell wie die Kuh die Milch hergibt. Im Testherdenprogramm wird für die Melkbarkeit (RZD) bei Erstkalbskühen nach 50 Tagen rum das Minutengemelk erfasst, das liegt meist um die 2,5 kg/min. Bei älteren Kühen mit höherer Leistung können es auch 4 - 5 kg/min sein. Das wurde züchterisch so bearbeitet als man die Melkmaschinen zur Verfügung hatte.
Und die Melkmaschine kann mehrere Kühe gleichzeitig melken, der größte Melkstand den ich bisher gesehen habe hatte 100 Plätze.
Melkmaschinen wurden schon Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt, mit allen möglichen Verfahren wie man versuchte die Milch aus der Kuh zu bekommen. Wovon viele nicht erfolgreich waren und auch nicht der Gesundheit der Kuh zuträglich.
Irgendwann setzte sich das bis heute verwendete Saugmelkverfahren durch, bei dem die Bewegung beim Handmelken bzw. die Zunge des saugenden Kalbs nachgeahmt wird.
Die Zitze wird in den Zitzenbecher aus Stahl oder Kunststoff gesteckt. Im Zitzenbecher ist der Zitzengummi (aus Gummi oder Silikon) Über die Pulsation im Melkbecherzwischenraum mit Unterdruck (ca. 40 kPa bzw. 0,6 bar absolut) und Normaldruck bewegt sich der Zitzengummi und führt an der Zitze eine Melkbewegung aus. Im Innenraum des Zitzengummis bzw. im fortführenden Milchschlauch liegt auch der Unterdruck an und saugt die ermolkene Milch ab.
In den 1950er bis 1970er Jahren verbreiteten sich die Melkmaschinen, was für Arbeitserleichterung und einen Produktivitätssprung sorgte.
Das kann man leicht ausrechnen: Bei ca. 35 Mrd. kg Milch die die deutschen Kühe im Jahr geben wären bei trainierten Handmelkern 500 Mio. Arbeitsstunden nötig, macht knapp 300.000 Melker, die aber ausschließlich melken und die es bei Weitem nicht gibt. In Zeiten vor der Melkmaschine gab es einfach genug Leute für das Handmelken.
Benjamin
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