Sonntag, 20. Februar 2022

Erblichkeit Langlebigkeit

In der letzten Blickpunkt Rind (-> siehe hier) war ein interessanter Artikel über die Erblichkeit der Langlebigkeit bei Milchkühen mit Daten aus den Brandenburger Testherden. 

Die Grundaussage war, dass die Langlebigkeit durch die Zuchtwerte prinzipiell unterschätzt wird. Langlebigkeit hat als funktionales Merkmal eine niedrigere Erblichkeit (Heritabilität) als z.B. Leistungs- und Körpermerkmale. Der Zuchtwert Nutzungsdauer (RZN) geht im Gesamtzuchtwert (RZG) auch nur mit 18 % ein (siehe auch Post vom 17.04.2021).

Wenn man die Kälber und Färsen nach dem RZG auswählt kommen die mit höhen Milchleistungs- und Gesundheitszuchtwerten eher zum Zug, da höher gewichtet. Das ist auch berechtigt. 
Ein noch größerer Einfluss hat der Zuchtfortschritt über das Alter der Mutter, sodass ein Kalb einer "genetisch moderneren" Erstkalbskuh deutlich höhere Zuchwerte als das einer "genetisch veralteten" Kuh mit schon 6 - 7 Kälbern hat. Die Vaterseite hat da in der Praxis einen nicht so großen Einfluss, da es bei den genomisch selektierten Bullen die über 80 % der Väter ausmachen keine so großen Altersunterschiede gibt.
Dass bei der alten Kuh hinter den niedrigen Zuchtwerten aber eine beachtliche Lebensleistung steht ist die anderen Seite. Das ist einmal der Unterschied zwischen Genotyp und Phänotyp, was die Kuh aus ihren Genen macht. Und die Umweltfaktoren, die bei der Zuchtwertschätzung durch die große Anzahl an Tieren ausgeblendet werden können. Für die einzelne Kuh bedeutet es aber wie gut sie mit ihren Umweltfaktoren (Futter, Klima usw.) zurecht kommt und ein langes Leben ermöglicht.

Das Diagramm hat mich mit seiner Deutlichkeit mehr als überrascht, denn die Genetik - auch die der Mutterseite - ist nur ein kleiner Teil der Einflussfaktoren:











Zu beachten ist dabei, dass auch recht alte Daten dabei sind. Ende der 1990er Jahre lag die Lebensleistung um ein Drittel niedriger als heute.

Dadurch inspiriert wollte ich mit meinen eigenen Daten auch rechnen. Die Tendenz kam heraus aber es waren da einige Einschränkungen: Die Datenmenge war weit geringer als ich gedacht habe, denn einerseits im Vergleich zu meinen ganzen Kalbedaten fallen natürlich die Bullen- und Mastkälber heraus, die Totgeburten und Aufzuchtverluste auch und noch die Zuchtviehverkäufe. Also schon mal über Zweidrittel geringer. Dann kann man die abgegangenen Kühe nicht beachten deren Mütter noch leben. Als betriebsspezifisch noch die Umstellung 2012 von Superkuh auf Herde, wo insbesondere die Daten der Mütter der alten Kühe nicht mehr vorhanden sind und die Tierumsetzungen zwischen den Betrieben.

Durch die niedrige Grundgesamtheit der dahinter stehenden Tiere ist die Streuung größer und auch nicht so ein schön gleichmäßiger Anstieg, die Tendenz aber die gleiche:

Benjamin



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen