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Bei meinen Überlegungen zur Vermeidung von Zwillingsträchtigkeiten habe ich ganz auf einen stabilen Stoffwechselzustand zur Besamung gesetzt. Der Genetik habe ich wenig beibemessen, auch wenn in meinen Abkalbelisten mehrere Kühe mit zwei Zwillingskalbungen und eine sogar mit dreien dabei ist. Von Zucht auf oder gegen Zwillingsträchtigkeiten habe ich nur einmal im Zuchtziel des SMR gelesen, da dürfte es aber mehr der Wunsch nach mehr Kälbern gewesen sein. Waren damals halt andere Zeiten, wo auch überlegt wurde beim Embryotransfer gleich zwei Embryonen einzusetzen...
Insgesamt war ich aber einer genetischen Bearbeitung von Zwillingsträchtigkeiten eher abgeneigt, aus "Zuchtwertsparsamkeit". Je mehr Merkmale man ins Zuchtziel aufnimmt umso geringer fällt der Zuchtfortschritt aus, weil man immer weniger scharf selektieren kann.
In der letzten Ausgabe der Rind und Wir war zu dem Thema ein Artikel vom VIT. Mit ihrem großen Datenschatz aus der deutschen Milchkontrolle und Herdbüchern haben sie die Grundlage für umfangreiche Berechnungen. 2015 zum 50-jährigen Jubiläum des Rechenzentrums in Verden hieß es: "VIT - wo sich 100 Millionen Tiere treffen". Mittlerweile dürften es 110 Millionen sein.
Erstmal ging es über Behauptung es gäbe zunehmend mehr Zwillingsgeburten. Da stellte sich nach der Analyse sämtlicher Abkalbungen von 2000 bis 2024 heraus dass da nicht der Fall ist. Also gab es auch keine Tendenzen durch die Zucht, sowohl positiv durch züchterische Bearbeitung als auch negativ durch Korrelationen zu beabeiteten Merkmalen.
Die Häufigkeit der Zwillingsgeburten war in der Auswertung deutlich geringer als bei meinem Datenmaterial: Für die erste Kalbung 0,9 gegenüber 1,6 % und ab der zweiten Kalbung 3,8 zu 4,9 %.
Man hat sich dann auf die Zwillingshäufigkeit ab der zweiten Kalbung konzentriert, da diese bei gut Zweidrittel aller Kalbungen 90 % der Zwillingskalbungen ausmachen.
Mit Genomweiter Assoziationsanalyse wurde ein Zuchtwert für die Zwillingshäufigekeit entwickelt. Die Erblichkeit (Heritabilität) ist wie bei Fruchtbarkeitsmerkmalen allgemein sehr gering, aber die Streuung in der Population recht groß. Zur Darstellung solcher werden als die Bullen in Gruppen zu je einem Viertel nach Zuchtwert rangiert eingeteilt. Und da haben dann die Töchter des Viertels mit den höchsten Zuchtwerten eine mehr als zweieinhalb mal so hohe Zwillingshäufigkeit wie die des Viertels mit den niedrigsten Zuchtwerten.
Korrelationen von Zwillingshäufigkeit zu anderen Merkmalen gäbe es kaum und dann eher positive.
Es besteht demnach die Möglichkeit auch mit der Zucht auf weniger Zwillingskalbungen hinzuarbeiten.
Benjamin
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