Eigentlich wollte ich heute mal wieder meinen Stammbetrieb Hofgut Neumühle besuchen. Aber das habe ich wegen der Maul- und Klauenseuche abgesagt. Akut ist zum Glück gar nichts, bloß in der aktuell angespannten Situation für die Biosicherheit muss man sehr vorsichtig sein.
Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist die Tierseuche schlechthin und im Alltag gar nicht präsent. Natürlich ist man sich der Bedeutung der Biosicherheit (siehe Posts vom 18.03.2020 und 21.03.2020) bewusst und bemüht. Man kennt auch die Notfallpläne für den Tierseuchenfall, die sind gut für Albträume. Man weiß, was da auf einen zukäme, aber es ist zum Glück immer weit weg gewesen.
Größte Gefahr ist die extrem hohe Ansteckungsgefahr. Die Viren können gefühlt über sämtliche Wege übetragen werden und sind dazu sehr dauerhaft.
Am Freitag letzter Woche gab es einen Ausbruch in Brandenburg, nur wenige hunderte Meter vom östlichen Stadtrands Berlin entfernt. Eine kleine Herde an Wasserbüffeln in Freilandhaltung war betroffen, die Infektion ist da leichter möglich.
Eigentlich war das ein Glück im Unglück, denn im Berliner Speckgürtel gibt es nicht so viel Landwirtschaft. Daher mussten im angeordneten Sperrkreis nur rund 250 Tiere getötet werden.
Im 10 km-Beobachtungsradius liegt nur ein Milchviehbetrieb; das ist der Standort Werneuchen der Stadtgut Berlin Birkholz (siehe auch Post vom 24.03.2018) und dort müssen sie laut Medienberichten jeden Tag 33.000 l Milch wegschütten, weil die wegen einer möglichen Ansteckungsgefahr nicht zur Molkerei transportiert werden darf.
Letztmals war in Deutschland die Maul- und Klauenseuche 1988, das war aber in Westdeutschland gewesen (NIedersachsen). 2001 - lange vor meiner Kuhzeit - kann ich mich dran erinnern; gefühlt in den Medien die Nachfolge von BSE. Das waren in Deutschland jedoch nur Verdachtsfälle und in England, Niederlande und Frankreich große Ausmaße.
Für Brandenburg wurden zunächst bis Montag und dann noch mal bis Mittwoch ein Transportverbot für Klauentiere verhängt. Nächste Woche kann es jetzt mal wieder normal laufen, nachdem es keine neuen Fälle und nur einen negativen weiteren Verdachtsfall gegeben hat.
Wegen des nun für ganz Deutschland verloren gegangen Tierseuchenfreiheitsstatus für MKS kommen Einschränkungen im Export. Als erstes war Südkorea dran mit Schweinfleisch, dann die Niederlande mit einem Einfuhrverbot für Kälber. Da jährlich mehrere hunderttausend Kälber dorthin exportiert werden wird das den Kälberpreis sicher drücken.
Insgesamt wird der bevorstehende Schaden für die Landwirtschaft auf Milliardenbeträge geschätzt. Das System von Import und Export funktioniert sehr gut, bloß wenn kein Export mehr möglich ist gerät das aus den Fugen.
Benjamin
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