Donnerstag, 26. Juni 2025

12 Jahre Kuhblog

Heute wird der Kuhblog zwölf Jahre alt. Die Geschichte des Kuhblogs habe ich in den Jubiläumsposts schon oft erzählt, da verweise ich jetzt nur auf den allerersten Post (siehe Post vom 26.06.2013) und den zum zehnjährigen Jubiläum (siehe Post vom 26.06.2023).
 
Und in diesem Jubiläumspost will ich auch schweren Herzens schreiben warum es in letzter Zeit ruhiger geworden ist im Kuhblog und auch ruhiger weiter gehen wird: Aus gesundheitlichen Gründen bin ich nicht mehr Herdenmanager. Das war ein tiefer Einschnitt in mein Leben, war es doch genau das Leben gewesen, das ich immer führen wollte. Ich hatte immer gesagt: "Ein Leben ohne Kühe ist möglich, aber sinnlos." Aber ein sinnloses Leben ist möglich.
Im Geiste und Herzen werde ich immer Kuhbauer und Agraringenieur bleiben, wobei jetzt nur noch ein theoretisches Hobby davon übrig geblieben ist.
War ich damals wegen den Kühen nach Brandenburg gegangen wohne ich nun wieder in meiner alten Heimat in Rheinhessen, denn es ist dann doch egal wo man keine Kühe hat. 
 
Der Kuhblog wird weitergehen, denn die Kuhmomente im Leben wird es weiter geben. 
 
Benjamin
 
1496 

Montag, 23. Juni 2025

20.000 Liter-Kuh

Eine 20.000 Liter-Kuh ist eine Kuh mit einer Milchleistung von mehr als 20.000 kg im Jahr. Umgangssprachlich wird dabei nicht beachtet dass ein Liter Milch ca. 1030 g wiegt. 20.000 Liter Milch sind tatsächlich um die 20.600 kg, abhängig von den Inhaltstoffen, "dicke" Milch mit viel Fett und Eiweiß ist schwerer als "dünne" mit weniger.
 
In der Elite 6/24 war ein Artikel mit dem Titel "Kommt die 20.000 Liter-Kuh?" gewesen. Mein Gedanke dazu: "Die haben wir doch längst!" Natürlich sind es nur wenige, aber in den Bestenlisten der Landeskontrollverbände sind seit vielleicht so fünf Jahren auf den Spitzenpositionen Kühe dabei, die bei der Jahresleistung eine Zwei vorne haben.
 
Der Artikel bezog sich auf einen Vortrag von Prof. Van Amburgh, Tierernährer an der Cornell Universität in New York.
 
Das genetische Potential von Holstein-Kühen würde um die 34.029 kg Jahresleistung liegen (= 75.000 Pound), das dürfte die Größenordnung des aktuellen Weltrekords sein. Und da die Holsteins weltweit sehr eng verwandt sind ist dieses Potential in der gesamten Population vorhanden.
 
Dieses Potential gilt es auszuschöpfen und nicht zu verschenken durch die klassischen Ansätze: Gute Betreuung, Kuhkomfort, intensive Aufzucht etc. Das was ich unter "kompromisslos konsequent - kosequent kompromisslos" zusammenfasse.
 
Aber da die Kuh "durchs Maul melkt" kann sie nur das im Milch umsetzen was sie zu fressen bekommt. Entsprechende Aspekte der Fütterung: 
- Pansensynchronisation (siehe Post vom 22.06.2021) zwischen Energie und Eiweiß in der Rationsberechnung - Im amerikanischen CNPS-System wird die berechnet 
- Aminosäureversorgung und Ergänzung mit synthetischen Aminosäuren - Mit den limitierenden Aminosäuren verhält es sich nämlich wie mit den Pflanzennährstoffen in der Liebigschen Tonne.
- Versorgung mit den einzelnen Fettsäuren (siehe Post vom 23.07.2021)
- Zucker fördert die Pansenmikroben und damit die Faserverdauung - Da ist man immer so vorsichtig wegen leicht verdaulichen Kohlenhydraten wegen der Gefahr von Acidosen.
- Lebendmasse der Kühe richtig ansetzen in der Berechnung - Die sind meist schwerer als gedacht, weil über die Zeit "schleichend" größer geworden
- kurze Partikel da leichter verdauulich und so die Passagerate im Pansen erhöht werden kann 
- Hochverdauliche Silagen
- Futteraufnahme maximieren
 
Die ganze Rationsgestaltung wird in Zukunft weiterhin umfangreicher und komplexer werden um noch näher an den tatsächlichen Bedarf der hochleistenden Kuh heran zu kommen. 
 
Benjamin
 
 
1495 
 
 

Dienstag, 17. Juni 2025

Hund im Kuhstall

Der Brunstspürhund kommt auch endlich mal im Kuhblog vor.
Er war eher eine theoretische Überlegung, die scheinbar nicht über die Grundlagenforschung hinaus gekommen ist.
 
Erstmals begegnete mir die Idee 2011, als im Semester unter mir jemand in der Tierzuchtvorlesung fragte, ob man nicht einen Hund zum Suchen brünstiger Kühe abrichten könne. Das sorgte damals für allgemeine Erheiterung.
Im Sommer 2016 stolperte ich dann darüber, dass in der Veterinärmedizin der FU Berlin dazu Untersuchungen stattgefunden hatten. Dabei wurden Hunde auf den Geruch brünstiger Kühe angelernt was auch funktionierte. Das blieb mir damals im Gedächtnis, weil wir zu dieser Zeit beim Frischspermaversuch mit anderen Wissenschaftlern des Fachbereichs zu tun hatten.
Das Paper finde ich nicht mehr daher diese zwei Links:
 
Das ist schon viele Jahre her und davon gehört habe ich Nichts mehr. 
Zwei Gründe scheinen für mich gegen den Brunstspürhund zu sprechen:
1. Die Handhabung der gefundenen Kühe/Färsen, die müssen ja rigendwie zur Besamung kommen. Der Spürhund kann nicht das Halsband oder Ohrmarke ablesen und dem Herdenmanager melden.
2. Der technische Fortschritt bei den Brunsterkennungssystemen, die mittlerweile weit über die primitiven Wackel-Halsbänder hinaus gehen.
 
Neben dem Brunstspürhund wäre noch der Treibehund.
Der Klassische Einsatz wäre Rinder von einer Weide zu holen. Aber ich weiß auch von einem Milchviehbetrieb, der einen Appenzeller Sennenhund (siehe Foto unten) hatte, der z.B. beim Beitreiben von Kühen zum Klauenstand half.
Für den Stall wäre der Treibehund zum Holen der Kühe als Unterstützung des Treibers da: Der Treiber öffnet das Tor zur Gruppe und reinigt dann die Tränken und Boxen während der Hund die Kühe heraus und in den Vorwartehof treibt.
In unseren Größenordnungen bräuchte es dann aber mehrere Hunde für über den Tag zu kommen und jeder Treiber müsste sie richtig führen können, was dann wahrscheinlich an der Ausbildung von Hund und Mensch scheitert.
 
Mögliche Rassen die für mich in Betracht kommen:
- Border Collie. Auf meinem Stammbetrieb Hofgut Neumühle hatte ich in meinen Praktikantenzeiten am Rande mit den Schafen und damit auch mit den Hütehunden zu tun. Eindrucksvoll war das Treiben über die Bundesstraße, wo ein Hund hinter der Herde lief und auf beiden Seiten die Schafe aus den Straßengräben trieb, wo sie anfangen wollten zu grasen. Und auch Lämmergruppen aus dem Stall holen sie sehr flott. Ob die Border Collies von ihrer Arbeitsweise her auch zu Rindern passen weiß ich aber nicht.
- Appenzeller Sennenhund, als zweitkleinster der Sennenhunderassen ist er kompakt genug für die Stallarbeit und ich kenne auch wie oben geschrieben Beispiele dafür.
- Westerwälder Kuhhund, eine vom Aussterben bedrohte Hunderasse aus dem Südwesten. Habe ich noch nie gesehen, aber der Name sollte für sich sprechen. 
 
Probleme die mir noch eingefallen sind:
- Hundekot im Futter, was bei der Futterernte ein großes Problem ist. Aber einem Arbeitshund kann man sicher leicht beibringen nicht auf den Futtertisch zu machen.
- Die Pfoten den ganzen Tag im Dreck, sie haben schließlich keine Klauen. Da wären die Lösung Schuhe wie sie Trümmerhunde tragen.
 
Noch zwei Symbolfotos aus meinen Akten:

Einmal Border Collie. Auf dem Foto vom Juni 2008 ist Maggy, die sich damals in der Ausbildung befand:























Der Appenzeller Sennenhund im Dezember 2012:






























Benjamin

1494